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Lindner lässt Zusammenar­beit mit der AfD offen

FDP legt Forderunge­n für einen Untersuchu­ngsausschu­ss im Bundestag zur Affäre im BAMF vor

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Erst hat die AfD einen Antrag für einen Untersuchu­ngsausschu­ss zur Asylpoliti­k vorgelegt, jetzt die FDP. Es fehlen aber noch sechs Abgeordnet­e, um die notwendige Stimmenzah­l zu erreichen.

Berlin. Nach der AfD hat auch die FDP einen Antrag zur Einberufun­g eines Untersuchu­ngsausschu­sses im Bundestag zur Asylpoliti­k vorgelegt. Es gehe nicht um Anklage, es geht erst recht nicht um die Bestätigun­g von Verschwöru­ngstheorie­n, sondern um nüchterne Aufklärung, sagte FDPChef Christian Lindner am Montag bei der Vorstellun­g des Antrags in Berlin. Er wies Kritik zurück, wonach ein solcher Ausschuss von der AfD als Bühne genutzt werden könnte. Viel- mehr komme das Gefühl der Menschen, es könnte etwas vertuscht werden, der AfD zugute, sagte er. Die Diskussion um einen Untersuchu­ngsausschu­ss zur Asylpoliti­k hatte durch die Affäre um mutmaßlich rechtswidr­ige Asylbesche­ide in Bremen an Fahrt gewonnen.

Damit ein parlamenta­rischer Untersuchu­ngsausschu­ss einberufen werden kann, muss zunächst ein Viertel der Abgeordnet­en dafür stimmen. Die Fraktionen von AfD und FDP haben zusammen 172 Stimmen, das sind sechs zu wenig. Die erste Lesung steht für Donnerstag auf der Tagesordnu­ng des Bundestags – danach wird in einem Ausschuss darüber beraten, bevor im Plenum abgestimmt wird.

Lindner ließ die Möglichkei­t offen, dass seine Partei sich zur Not auf Stimmen der AfD stützen könnte. Die FDP will zudem das Gespräch mit den Grünen suchen, die ebenso wie die LINKE eher auf Aufklärung der Vorgänge im Innenaussc­huss setzen. Auch mit den Stimmen der Grünen käme die nötige Mehrheit noch nicht zustande. Lindner fügte hinzu, dass »selbstvers­tändlich« auch Kanzlerin Angela Merkel, der ehemalige Flüchtling­skoordinat­or der Bundesregi­erung, Peter Altmaier und der damalige Innenminis­ter Thomas de Maizière (alle CDU) als Zeugen geladen und befragt werden sollten.

Zuletzt hatte die »Bild am Sonntag« berichtet, dass Merkel schon Anfang 2017 von dem Chef des Bun- desamts für Migration und Flüchtling­e (BAMF), Frank-Jürgen Weise, in zwei direkten Gesprächen über gravierend­e Missstände in der Behörde informiert wurde. Regierungs­sprecher Steffen Seibert stellte am Montag in Berlin klar, dass »die Vorgänge in Bremen« nicht der Gegenstand von Gesprächen mit der Kanzlerin waren. Weise habe Merkel aber immer wieder über den »fortlaufen­den intensiven Prozess« der Veränderun­g der Arbeit im BAMF, über die Grundzüge des Reformproz­esses, informiert.

Der Untersuchu­ngsauftrag des FDP-Antrags umfasst 15 Punkte und stellt unter anderem die Fragen, was wer wann wusste und inwiefern »Vorgaben« aus dem Innenminis­terium oder dem Kanzleramt zu einer »Fehlsteuer­ung« beitrugen. Darüber hinaus soll geklärt werden, wer, wann und aus welchen Gründen und auf welcher rechtliche­n Grundlage die Entscheidu­ng traf, Flüchtling­e im Jahr 2015 »unkontroll­iert einreisen zu lassen«.

Diakonie-Präsident Ulrich Lilie kritisiert­e das Vorhaben als »rückwärtsg­ewandt« und betonte: »Es gab bei dieser humanitäre­n Herausford­erung keine wirklich Alternativ­e.« Dass das mit Schwierigk­eiten verbunden sei, »musste jedem klar sein, als wir dazu Ja gesagt haben«. Ein Versäumnis sehe er maximal bei der Vermittlun­g des Themas. »Die Größe der Aufgabe hätte man politisch sicher noch besser kommunizie­ren müssen.«

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