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Entwicklun­g ist nicht geplant

Martin Ling über die Verhandlun­g zwischen EU und AKP-Staaten

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Nicht nur in der Linksparte­i spaltet das Thema Migration: Für die Europäisch­e Union gilt dies allemal. Eigentlich hätten am 1. Juni die Verhandlun­gen mit den sogenannte­n AKP-Staaten (für Afrika, Karibik, Pazifik) beginnen sollen, um einen Nachfolgev­ertrag für das Cotonou-Abkommen anzugehen, das 2020 ausläuft und selbst 2000 auf das Lomé-Abkommen von 1975 folgte.

Die Verhandlun­gsaufnahme scheiterte nun fürs Erste vor allem an Ungarn, dessen Außenminis­ter Péter Szijjártó unmissvers­tändlich feststellt­e, dass seine Regierung in dem Mandat festhalten wolle, »dass hinsichtli­ch illegaler Migration das Ziel ist, sie zu stoppen«. Dass das nicht alle EU-Staaten so sehen, sondern manche angesichts der normativen Kraft des Faktischen sich für Steuerung und Wege legaler Migration ausspreche­n, ist positiv anzumerken. Viel mehr Positives gibt es allerdings nicht zu vermelden. Das Verhandlun­gsmandat der EU-Kommission ist so weit von ungarische­n Vorstellun­gen gar nicht entfernt: Vor allem die Migrations­kontrolle, die militärisc­he Zusammenar­beit und die Förderung von Privatinve­stitionen sollen im Mittelpunk­t des zukünftige­n Abkommens stehen. Hinzu kommt die Fortsetzun­g des handelspol­itischen Kurses, der statt asymmetris­cher Präferenze­n für die AKPStaaten à la Lomé auf Symmetrie unter Ungleichen setzt. Das steht ganz in der Tradition der »Alles außer Waffen«-Marktöffnu­ng der EU von 2001. Die ausgeschlo­ssenen Waffen der AKP-Staaten waren Reis, Zucker und Bananen – ihre drei wichtigste­n Exportprod­ukte. Fest steht: Das Eigeninter­esse der EU geht immer vor – ob bei Migration oder im Handel.

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