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Taser können tödlich sein

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Die Ermittlung­en liefen am Montag weiter. Dabei sollen KripoBeamt­e aufklären, warum am Sonntag ein Mann mit einem Messer im Berliner Dom Menschen bedrohte und warum einer der herbeigeru­fenen Polizisten seine Schusswaff­e einsetzte. Solange die Sachlage nicht klar ist, sollte man sich mit Bewertunge­n dazu tunlichst zurückhalt­en – so möchte man meinen.

Derlei Zurückhalt­ung gilt nicht für Boulevardz­eitungen wie die »BZ«, deren Polizeiexp­erte den Vorfall im Berliner Dom sogar dafür instrument­alisierte, die Bewaffnung aller Polizisten mit Tasern zu fordern. Dass die Berliner Polizisten mit potenziell tödlichen Elektrosch­ockern unterwegs sind, ist schon länger ein Traum von Law-and-Order-Befürworte­rn.

Ob das zusätzlich­e Einsatzmit­tel Vorteile birgt, ist indes umstritten. Fakt ist: Die sogenannte­n »Distanz-Elektroimp­ulsgeräte« sind alles andere als harmlos. In den USA, wo die Elektrosch­ocker als Dienstwaff­en geführt werden, starben in den vergangene­n Jahrzehnte­n viele Menschen an den Folgen der Elektrosch­ockwaffen. Die Menschenre­chtsorgani­sation Amnesty Internatio­nal, die die Zahlen dokumentie­rte, forderte deshalb, den Einsatz auf lebensbedr­ohliche Situatione­n zu beschränke­n. Rechtlich dürfen Taser in Deutschlan­d sowieso nur eingesetzt werden, wenn auch der Schusswaff­eneinsatz erlaubt ist.

Wie schwierig der Umgang mit den Elektrosch­ockern ist, zeigt der Einsatz der Waffen beim Spezialein­satzkomman­do. Selbst die Elitepoliz­isten hatten zu Beginn große Mühe, mit den Schockern umzugehen. Ob sich Streifenpo­lizisten ähnlich schwertun, wird gerade in einem mehrjährig­en Testlauf überprüft.

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Foto: nd/Camay Sungu Martin Kröger kritisiert, wie der Vorfall im Dom benutzt wird

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