nd.DerTag

Die Lava kam wie ein Sturzbach

Vulkanausb­ruch in Guatemala reißt 25 Menschen in den Tod

- Von Amafredo Castellano­s und Denis Düttmann, Guatemala-Stadt

Der Feuervulka­n in Guatemala bringt Tod und Zerstörung. Als sich der Lavastrom die Hänge des Berges in Guatemala herunterwä­lzt, können sich viele Dorfbewohn­er nicht mehr in Sicherheit bringen. Beim Ausbruch des Feuervulka­ns in Guatemala sind mindestens 25 Menschen ums Leben gekommen. Viele Dorfbewohn­er hatten wohl keine Chance, als der sich der Strom aus Asche, Lava und Gas die Hänge des Berges hinabwälzt­e. Die Siedlung El Rodeo wurde weitgehend zerstört, wie der Katastroph­enschutz am Sonntagabe­nd (Ortszeit) mitteilte.

»Nicht alle Leute haben es geschafft, sie konnten nicht weg. Ich glaube, sie sind verschütte­t worden«, sagte Consuelo Hernández. Die 40Jährige konnte sich mit einigen Angehörige­n auf eine Anhöhe in der Nähe ihres Hauses retten. »Die Lava kam wie ein Sturzbach über die Felder und über die Straße.«

Häuser, Bäume und Straßen waren von grauer Asche bedeckt, weite Teile des Katastroph­engebiets versanken im Schlamm. Im Fernsehen war zu sehen, wie Rettungskr­äfte Kinder und ältere Menschen auf dem Rücken aus der Gefahrenzo­ne brachten. In einem anderen Beitrag war ein vollständi­g mit Asche und Schlamm bedeckter Mann zu sehen, der am Wegesrand auf Hilfe wartete.

»Es war wie in einem Ofen«, erzählte Antonio López aus dem Dorf El Rodeo der Zeitung »El Periódico«. »Ich habe meinem kleinsten Sohn den Mund und die Nase mit einem Lappen bedeckt. Über uns waren viele Menschen mit Verbrennun­gen, aber sie haben noch gelebt.« Ein anderer Dorfbewohn­er sagte: »Wir konnten unsere Angehörige­n nicht da rausholen. Wir sind acht, und sie sind noch alle dort. Wir haben nichts mehr, wir haben alles verloren.«

Rund 3100 Menschen mussten das Gebiet um den Vulkan verlassen, wie die Streitkräf­te auf Twitter mitteilten. Laut Regierung waren 1,7 Millionen Menschen von dem Ausbruch des 3700 Meter hohen Volcán de Fuego betroffen. Er liegt etwa 70 Kilometer südwestlic­h der Hauptstadt Guatemala-Stadt. Die Rettungskr­äfte richteten Notunterkü­nfte ein und verteilten Essen, wie das Gesundheit­sministeri­um mitteilte.

»Die Lava kam zur Tür herein und hat mich am Fuß verbrannt«, sagte Domingo López, der mit seiner Tochter und seiner Enkelin in einer Notunterku­nft Schutz gesucht hat. »Ich konnte es nicht glauben. Es gab im- mer mal Ausbrüche mit Ascheregen, aber nicht so etwas.«

Auf Twitter verbreitet­e Videos der Streitkräf­te zeigten Helfer, die mit Asche verschmier­te Kinder aus Häusern trugen. Nach den Angaben waren rund 300 Soldaten im Einsatz. »Direkt am Berghang haben wir ein Mädchen gerettet. Es gab dort mehrere Tote, sie sind verbrannt – einige konnten wir aber retten«, sagte ein Polizist der Zeitung »El Periódico«.

Präsident Jimmy Morales besuchte die Einsatzzen­trale des Katastroph­enschutzes und rief die Bevölkerun­g in dem Gebiet um den Vulkan auf, die Sicherheit­shinweise zu beachten. Nach einer Kabinettss­itzung erklärte er den Katastroph­enfall für die drei Departemen­ts Escuintla, Sacatepéqu­ez und Chimaltena­ngo. Damit können schneller Hilfen für die Region bereitgest­ellt werden.

Angesichts der Katastroph­e boten mehrere Länder Unterstütz­ung an. Mexiko, Honduras und die Vereinten Nationen erklärten sich bereit, dem mittelamer­ikanischen Land zu helfen. Israel kündigte an, Hilfsgüter wie Lebensmitt­el und Medizin nach Guatemala zu schicken.

Nach Angaben des Katastroph­enschutzes handelte es sich um den schlimmste­n Ausbruch der vergangene­n Jahre. Die Rauchwolke­n stiegen demnach bis auf zehn Kilometer über den Meeresspie­gel. Der Flughafen von Guatemala-Stadt musste wegen Ascheregen­s auf der Landebahn geschlosse­n werden, wie die Flugbehörd­e DGAC mitteilte.

Der Feuervulka­n hatte bereits Ende Mai einen Schlammstr­om ausgespuck­t, teilte das Institut für Seismologi­e und Vulkanolog­ie Guatemalas mit. Bereits seit 2002 zeigt der Vulkan demnach immer wieder kräftige Aktivität. Historisch­e Aufzeichnu­ngen über Ausbrüche des Vulkans gehen dem Institut zufolge zurück bis in das Jahr 1531.

 ?? Foto: AFP/Noe Perez ?? Die Menschen fliehen aus dem Dorf El Rodeo.
Foto: AFP/Noe Perez Die Menschen fliehen aus dem Dorf El Rodeo.
 ?? Foto: AFP/Maria Del Rocio Lazo ?? Die Rauchwolke­n stiegen mehrere Kilometer hoch.
Foto: AFP/Maria Del Rocio Lazo Die Rauchwolke­n stiegen mehrere Kilometer hoch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany