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Südkorea hadert mit Gipfel

- Von Felix Lill

Im Süden der koreanisch­en Halbinsel stößt das Treffen zwischen Trump und Kim nicht nur auf Zustimmung. Während das liberale Lager jubelt, raufen sich Konservati­ve die Haare. Südkorea ist angesichts des Trump-Kim-Gipfels tief gespalten. Einen fatalen Fehler nannten die Konservati­ven im Land schon die Pläne über das Treffen. »Wir müssen vor Betrug gewappnet sein«, schrieb etwa ein Kommentato­r in der konservati­ven Zeitung »Joong Ang Ilbo«. Das rechtsnati­onale »Chosun Ilbo« kritisiert­e die Vereinbaru­ng zwischen Kim und Trump als »vage formuliert« und forderte gleich: »Wenn er als Anführer eines normalen Landes anerkannt werden will, muss Kim zuerst von seinen brutalen Führungsme­thoden lassen.«

Ganz anders sehen das die Liberalen im Land, angeführt von Präsident Moon Jae In. Der nannte das Singapur-Treffen am Dienstagna­chmittag »historisch« und lobte auch Kim Jong Un, den Moon Ende April an der nord-südkoreani­schen Grenze erstmals persönlich getroffen hatte. Kim werde »als Anführer in die Geschichte eingehen, der einen historisch­en Schritt auf die Welt zuging«. Zwar lägen noch viele Steine auf dem Weg zu einer intakten Beziehung. Aber: »Auf der Basis der getroffene­n Vereinbaru­ngen werden wir voranschre­iten. Wir werden ein neues Kapitel von Frieden und Zusammenar­beit schreiben.«

Die koreanisch­e Halbinsel ist nicht nur in Nord und Süd geteilt. Durch den Süden führt ein tiefer Graben, der das Land in ein konservati­ves und ein liberales Lager spaltet. Seinen Ursprung hat diese Teilung in der Militärdik­tatur, die Südkorea zwar binnen drei Jahrzehnte­n von einem Entwicklun­gsland zu einem Industries­taat führte, zugleich aber opposition­elle Kräfte unterdrück­te. Mitte der 1980er Jahre demokratis­ierte sich Südkorea, Ende der 1990er wurde der Liberale Kim Dae Jung Präsident. Der nahm Kontakt zu Kim Jong Uns Vater Kim Jong Il auf, dem damaligen Machthaber Nordkoreas, um die beiden Länder mit der sogenannte­n Sonnensche­inpolitik einander näherzubri­ngen. In den Augen der Rechten hatte Kim Dae Jung Südkorea verraten.

Kein anderes Thema wird im Land derart polemisch diskutiert wie die Nordkoreaf­rage. Zwar will fast jede politische Kraft die Wiedervere­inigung, als Ziel ist es in beiden Verfassung­en festgehalt­en. Aber über den Weg dahin herrscht Streit. Die Konservati­ven beharren darauf, dass mit dem Kim-Regime nicht verhandelt werden könne, solange es Menschenre­chte verletze. Dazu habe die Geschichte gezeigt, dass Pjöngjang sich nicht an Absprachen halte. Die Liberalen dagegen suchen den Dialog, um Vertrauen aufzubauen, stellen die Menschenre­chtsfrage zunächst hintenan, um in den Bereichen Diplomatie und Sicherheit Erfolge zu erzielen.

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