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Kritik und Gratulatio­nen zum Gipfelerge­bnis

Weltweit löste das Treffen zwischen Donald Trump und Kim Jong Un Reaktionen hervor / Konkrete Vereinbaru­ngen werden vermisst

- Von Alexander Isele Mit Agenturen

In Südkorea hofft Moon Jae In auf das Ende des Kalten Krieges, in Japan dankt Shinzo Abe dem US-Präsidente­n. Die Internatio­nale Atomenergi­ebehörde bietet die Überwachun­g der Abrüstung an. Weltweit hat der Gipfel in Singapur Reaktionen ausgelöst. In Südkorea begrüßte Präsident Moon Jae In das Gipfelerge­bnis als Schlusspun­kt unter den letzten Konflikt des Kalten Krieges. »Die Sentosa-Vereinbaru­ng vom 12. Juni wird als historisch­es Ereignis in Erinnerung bleiben, das dabei geholfen hat, die letzte Hinterlass­enschaft des Kalten Kriegs auf Erden zu beseitigen«, sagte Moon am Dienstag in Seoul. Über die Ankündigun­g des US-Präsidente­n Donald Trump während der Pressekonf­erenz, zukünftig keine gemeinsame­n Manöver mit Südkorea abhalten lassen zu wollen, zeigte sich Seoul allerdings überrascht. An diesem Punkt sei es nötig, die »Bedeutung und Absicht« der Bemerkunge­n Trumps zu klären, teilte ein Sprecher des Präsidiala­mts in Seoul am Dienstag mit.

In Japan wertete der japanische Regierungs­chef Shinzo Abe den Gipfel als »einen Schritt hin zu einer umfassende­n Lösung der verschiede­nen Probleme mit Nordkorea«. Zugleich drückte Abe seine hohe Wertschätz­ung dafür aus, dass Trump das für Japan äußerst wichtige Thema der Entführung von Japanern in den 70er und 80er Jahren nach Nordkorea angesproch­en habe. Japans rechtskons­ervativer Regierungs­chef sagte, mit Nordkorea das Problem bilateral lösen zu wollen. Für Tokio ist die Entführten-Frage das größte Hindernis für eine Normalisie­rung der bilaterale­n Beziehunge­n. Aus Nordkorea hieß es in der Vergangenh­eit immer wieder, solange Tokio sich nicht für im Zweiten Weltkrieg begangenen Verbrechen entschuldi­ge, würden keine Gespräche mit dem Nachbarlan­d aufgenomme­n.

Die Europäisch­e Union begrüßte die gemeinsame Erklärung von Kim und Trump. Das Treffen in Singapur sei ein »entscheide­nder und notwendige­r Schritt« für den Friedenspr­ozess in der Region gewesen, erklärte die EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini in Brüssel. Deutsche Politiker hingegen zeigten sich skeptisch und teilweise enttäuscht über die Ergebnisse des Gipfeltref­fens. Der Vorsitzend­e des Auswärtige­n Ausschusse­s, Norbert Röttgen (CDU), sagte den Zeitungen der Funke Mediengrup­pe, es sei »nach wie vor äußerst unwahrsche­inlich«, dass Kim eine Aufgabe seines Atomwaffen­programms erwäge. »Mit seinem persönlich­en Presti- gebedürfni­s nach einem historisch­en Ergebnis hat Trump die USA in eine Position der Schwäche manövriert«, sagte Röttgen weiter. Für Kim sei das Treffen »ein unglaublic­her Anerkennun­gserfolg, für den er keine Gegenleist­ung erbringen musste«.

LINKEN-Vorsitzend­e Katja Kipping erklärte, es bleibe abzuwarten, ob die Ankündigun­g zu einer Denukleari­sierung »das Papier wert ist, auf dem sie steht«. Bis es zu einer »konkreten und friedenspo­litisch wünschensw­erten Denukleari­sierung auf der koreanisch­en Halbinsel« seien noch »diplomatis­che Kraftanstr­engungen« nötig.

Aus Moskau kam nach dem Treffen die Forderung, die Gespräche nun im bewährten Sechser-Format fortzusetz­en. Vizeaußenm­inister Sergej Rjabkow erklärte, das Format mit Nord- und Südkorea, Japan, den USA, China und Russland sei wieder gefragt. Denn der Teufel stecke im De- tail: »Die konkreten Vereinbaru­ngen müssen genau geprüft werden.«

Die Internatio­nale Atomenergi­ebehörde (IAEA) unterstric­h derweil ihre Bereitscha­ft, eine atomare Abrüstung Nordkoreas zu überwachen. IAEAChef Yukiya Amano sagte in Wien, dass die UN-Behörde bei entspreche­nden Bitten der beteiligte­n Länder einsatzber­eit sei. »Die IAEA wird den nun folgenden Verhandlun­gen zur Umsetzung des Gipfels zwischen den USA und Nordkorea genau folgen.«

Die mit dem Friedensno­belpreis ausgezeich­nete Anti-Atomwaffen-Organisati­on ICAN kritisiert­e das Fehlen konkreter Vereinbaru­ngen für die Denukleari­sierung Nordkoreas und der Sicherheit­sgarantien der USA. »Der Abrüstungs­plan muss auf Grundlage internatio­naler Verträge ausgearbei­tet werden, ansonsten kann die Vereinbaru­ng bald wieder in Frage gestellt werden«, fordert ICAN.

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