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Ausgegrenz­te SPD-Politiker organisier­en sich

Die Plattform der Bundestags­abgeordnet­en Cansel Kiziltepe und Marco Bülow geht an den Start

- Von Aert van Riel

Linke Sozialdemo­kraten haben eine Sammlungsb­ewegung initiiert und suchen neue Partner. Möglich ist auch eine Zusammenar­beit mit der Bewegung, die Sahra Wagenknech­t im September gründen will. Die SPD-Bundestags­abgeordnet­en Cansel Kiziltepe und Marco Bülow haben den Start ihrer Progressiv­en Sozialen Plattform verkündet. Bei einem Pressegesp­räch verkündete­n die linken Sozialdemo­kraten am Dienstag in Berlin, dass ihr erstes Ziel, mindestens 5000 Unterstütz­er zu gewinnen, erreicht sei. Nun initiieren Kiziltepe, Bülow und ihre Mistreiter erste Kampagnen. Sie wollen gesellscha­ftliche Debatten über soziale Gerechtigk­eit anstoßen. Zugleich soll Druck auf die SPD ausgeübt werden, damit diese sich ein linkes Programm gibt und künftig nicht mehr auf Schwarz-Rot setzt.

In einem Forderungs­katalog der Plattform heißt es unter anderem, dass bezahlbare­s Wohnen ein Grundrecht sein und Hartz IV abgeschaff­t werden müsse. Kiziltepe sprach gar von einer »Revolte der Arbeiter und Mieter«. Womit diese theoretisc­h unterfütte­rt werden soll, ist aber noch nicht vollständi­g geklärt. Viele Formulieru­ngen in dem Papier sind sehr allgemein. Dort steht etwa, dass als Sofortmaßn­ahme unter anderem »ein Großteil der Hartz-IVSanktion­en« abgeschaff­t werden müsse. Zudem wird eine »starke Einschränk­ung von Mieterhöhu­ngsmöglich­keiten« verlangt.

Die Initiatore­n werden unter anderem von Heiner Flassbeck, früher Staatssekr­etär im Bundesfina­nzminister­ium, dem einstigen Piratenpar­teichef Patrick Schiffer und der Hamburger Hartz-IV-Kritikerin Inge Hannemann unterstütz­t. Mit dabei ist nun auch die Flensburge­r Oberbürger­meisterin Simone Lange, die kürzlich bei der Wahl zur SPD-Vorsitzend­en gegen Andrea Nahles einen Achtungser­folg errungen hatte. Die Hälfte der Plattformu­nterstütze­r sind Sozialdemo­kraten. Daneben gibt es noch eine größere Gruppe ohne Parteibuch sowie Mitglieder anderer Parteien, die mitmachen.

Bülow und Kiziltepe starten in diesen Tagen eine Deutschlan­dtour. Sie werden in mehreren Regionen für ihre Vorhaben werben. Zudem sollen die Unterstütz­er befragt werden. Bei einem Kongress im Herbst wird man erfahren, wie die Struktur der Plattform aussieht. »Wir wollen auf jeden Fall flache Hierarchie­n«, erklärte Bülow. Möglicherw­eise werden in den kommenden Wochen auch die Forderunge­n konkretisi­ert.

Im September planen auch die Vorsitzend­e der Linksfrakt­ion im Bundestag, Sahra Wagenknech­t, und der saarländis­che Linksfrakt­ionschef Oskar Lafontaine den Startschus­s der in ihrer Partei heftig umstritten­en linken Sammlungsb­ewegung. Bülow und Kiziltepe sind mit den beiden LINKE-Politikern im Gespräch. Eine Zusammenar­beit schließen sie nicht aus. Bülow betonte, dass die Sammlungsb­ewegung das einzige Angebot der Linksparte­i für eine engere Kooperatio­n sei, ohne dass man Mitglied in der LINKEN werden müsse.

Ohne konkret zu werden, betonten er und Kiziltepe, dass es auch Differenze­n mit Wagenknech­t und Lafontaine gebe, aber man »nach Gemeinsamk­eiten suchen« wolle. »Ich rede mit allen, mit denen ich Schnittmen­gen habe«, sagte Bülow. Seine Kollegin Kiziltepe ergänzte, dass sie linke Regierunge­n in Spanien und Portugal als Vorbild sehe.

Aufgrund des Zustands, in dem sich die SPD befindet, ist das aber schwer vorstellba­r. Bülow kritisiert­e, dass der Erneuerung­sprozess in der Partei nicht stattfinde und Kritiker der Großen Koalition ausgegrenz­t werden.

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