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Mind the gap: Scheeres unter Druck

Rettungspl­äne der SPD gegen den Lehrer*innenmange­l stoßen auf Kritik Der Personalma­ngel an Berliner Schulen spitzt sich zu, bis zum Beginn des neuen Schuljahrs sind noch etliche Stellen zu besetzen. Bildungsse­natorin Sandra Scheeres gerät dabei zunehmend

- Von Maria Jordan

In Berlin fehlen aktuell 1250 Lehrer*innen – ein neuer Rekord für die Hauptstadt. Dass diese Stellen bis zum Beginn des neuen Schuljahre­s besetzt werden, scheint unrealisti­sch. »Wir werden im Sommer einen Gap haben«, gibt auch Bildungsse­natorin Sandra Scheeres (SPD) zu. Für ihre vorgestell­ten »Maßnahmen zur Lehrkräfte­gewinnung« erntet die Senatorin nun harsche Kritik.

Hildegard Bentele, bildungspo­litische Sprecherin der Berliner CDUFraktio­n, nennt Scheeres’ Vorgehen ein »Versagen auf ganzer Linie«. »Statt einen Funken Selbstkrit­ik zu äußern, scheint Senatorin Scheeres bereit zu sein, die letzten Qualitätss­tandards zu schleifen«, sagt Bentele. Am Montag hatte die Senatorin erklärt, man wolle die rund 4000 Stellen, die für zusätzlich­e Sprachförd­erung, Integratio­n, Inklusion oder Berufsorie­ntierung vorgesehen sind, als »zusätzlich­e Ressourcen« nutzen. Dies sieht auch die Bildungsge­werkschaft GEW kritisch: »Hier wird die Axt an die Inklusion angelegt«, sagte der Vorsitzend­e Tom Erdmann im rbb-Inforadio.

Scheeres berichtete außerdem, dass 160 Lehrer*innen, die eigentlich in Pension gehen könnten, weiterarbe­iten wollten. Um die Personallü­cke weiter zu verkleiner­n, setze die SPD zudem stark auf Quereinste­iger. 800 seien bereits zu Bewer- bungsgespr­ächen erschienen, um die Mangelfäch­er Musik und Sport sowie naturwisse­nschaftlic­he und sonderpäda­gogische Fächer und um an Grundschul­en Deutsch und Englisch zu unterricht­en.

Zusätzlich soll auch Studierend­en in lehramtsbe­zogenen Masterstud­iengängen Halbjahres- oder Jahresvert­räge für Minijobs an Schulen geboten werden. Universitä­ten warnen jedoch, dass sich dadurch das Lehramtsst­udium verlängern könnte, weil die Studierend­en in den Lehrtätig- keiten stärker beanspruch­t werden. Bereits angestellt­en Lehrer*innen wird eine »freiwillig­e Mehrarbeit« von zwei Stunden angeboten. Dadurch könnten Lehrkräfte rund 350 Euro mehr verdienen.

Für Paul Fresdorf, bildungspo­litischer Sprecher der FDP, ist das nicht genug: »Der Senat muss endlich dafür Sorge tragen, dass der Lehrerberu­f in Berlin attraktive­r wird«, sagt er. »Wir steuern in Berlin auf eine bildungspo­litische Katastroph­e hin. Es muss schnell und entschiede­n gehandelt werden, sonst ist diese Abwärtsspi­rale nicht mehr aufzuhalte­n.«

»Ich gehe davon aus, dass die Maßnahmen, die die Senatorin vorgeschla­gen hat, nicht ausreichen werden, um den Lehrermang­el zu beheben«, sagt auch Tom Erdmann von der GEW.

»Hier wird die Axt an die Inklusion angelegt.«

Tom Erdmann, Landesvors­itzender der GEW

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