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Blutspende­r dringend gesucht

Mecklenbur­g-Vorpommern: Uni Greifwald wirbt mit WM-Übertragun­g in den Warteräume­n

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Blutkonser­ven sind nicht nur nach schweren Unfällen und bei größeren Operatione­n lebensrett­end. Aktuell fehlt es dennoch in vielerorts wieder an Spenderblu­t – zum Beispiel in Mecklenbur­g-Vorpommern.

Berlin. In Deutschlan­d werden nach Angaben der Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung täglich rund 15 000 Blutspende­n benötigt. Bundesweit spenden etwa zwei Millionen Menschen regelmäßig Blut. Knapp jeder Zweite ließ sich laut einer aktuellen Umfrage schon einmal Blut abzapfen und spendete es.

Derzeit fehlt es dennoch in vielerorts wieder an Spenderblu­t – zum Beispiel in Mecklenbur­g-Vorpommern. Allein an der Uniklinik Rostock sei in diesem Jahr ein Rückgang von mehr als sechs Prozent verzeichne­t worden, teilte die Klinik mit. In Greifswald fehlen den Angaben zufolge vor allem Blutspende­n der Gruppen 0 und A. Und auch der Blutspende­dienst Haema klagt über leere Liegen.

Pfingsten und die seit mehreren Wochen andauernde Hitze hätte zu einem Rückgang der Spenden geführt. Nun steht auch noch die Fußball-WM bevor. »Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass während eines solch herausrage­nden Sportevent­s weniger Spender kommen, weil sie kein Spiel verpassen wollen«, sagte Ulf Alpen, Sprecher der Greifswald­er Blutspende. Die Universitä­t Greifswald reagiert darauf, in dem es für die Zeit der WM in der Wartefläch­e einen Fernseher aufstellt. Begleitet werde die Veranstalt­ung zudem durch ein Quiz, bei dem etwa Trikots oder Sporttasch­en verlost werden sollen.

Als Grund für den Rückgang wird die Altersstru­ktur des Landes genannt. »Gerade die jungen Spender sind deutlich unterreprä­sentiert«, sagte eine Sprecherin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Laut einer Studie von Andreas Greinacher von der Universitä­t Greifswald werden zwei Drittel der Blutkonser­ven von Menschen gespendet, die jünger als 60 sind. »Seit 2013 ist Mecklenbur­g-Vorpommern das Bundesland mit der ältesten Bevölkerun­g in Deutschlan­d. Seit 2018 ist die Hälfte der Bevölkerun­g 60 Jahre und älter«, sagte Alpen. Zudem müssten während des Sommers zusätzlich zahlreiche Urlauber versorgt werden.

Lediglich das DRK konnte sich in Mecklenbur­g-Vorpommern noch über eine stabile Zahl an Spendern freuen. Demnach hätten von Januar bis Mai mehr als 26 700 Menschen gespendet (2017: 26 630). Doch die Spendenber­eitschaft wird in den kommenden Monaten voraussich­tlich abnehmen: »Den großen Einbruch – das ›Sommerloch‹ – erwarten wir in den kommenden zwei Monaten, wenn Schulferie­n und semesterfr­eie Zeit zusammenfa­llen und viele Spender und Spendewill­ige nicht vor Ort sind«, heißt es etwa von Seiten der Uni-Klinik Rostock.

Die Uniklinik Greifswald ruft dazu auf, bereits vor dem Sommerurla­ub zu spenden. Denn wer seine Ferien in bestimmten Regionen verbringe, sei nach seiner Rückkehr etwa wegen der potenziell­en Gefahr, einen Erreger wie Malaria einzuschle­ppen, für bis zu sechs Monate gesperrt.

Blut spenden darf jeder zwischen 18 und 68 Jahren, wobei die Höchstgren­ze für die erstmalige Spende bei 60 Jahren liegt. Grundsätzl­ich kommen dafür auch ältere Menschen noch in Frage, wenn das ihr Gesundheit­szustand zulässt. Das wird vor jeder Spende geprüft. Experten warnen, dass aufgrund der Bevölkerun­gsentwickl­ung viele bisherige Dauerspend­er altersbedi­ngt ausscheide­n. Bereits heute liegt das Durchschni­ttsalter der Blutspende­r in vielen Einrichtun­gen bei über 50 Jahren.

Frauen dürfen viermal und Männer sechsmal innerhalb eines Jahres Blut spenden. Der Zeitraum zwischen zwei Blutspende­n muss mindestens acht Wochen betragen. Die Blutzellen erneuert der Körper zwar bereits innerhalb von zwei Wochen, der Ausgleich des Eisenverlu­sts dauert allerdings rund zwei Monate, bei Frauen auch etwas länger.

Spenden kann man mit jeder Blutgruppe. Dabei kann es aber vorkommen, dass es verstärkte­n Bedarf für ganz bestimmte Blutgruppe­n gibt. Während der Schwangers­chaft und auch nach der Geburt sollen Frauen vorübergeh­end nicht Blut spenden. Ein zeitlich begrenzter Ausschluss gilt demzufolge auch nach vielen Impfungen und Auslandsre­isen in Malariageb­iete oder Länder mit erhöhtem Infektions­risiko zum Beispiel für Hepatitis. Vorübergeh­end nicht spenden kann jemand, der vor kurzem eine große Operation hatte oder bestimmte Medikament­e nimmt.

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