nd.DerTag

Nur im Fußball vereint

Kanada, Mexiko und die USA stecken in politische­r Eiszeit

- Oliver Kern

Als Russland vor acht Jahren WMGastgebe­r 2018 wurde, flog Wladimir Putin sofort nach Zürich. Auf einer Pressekonf­erenz dankte er den FIFA-Granden und versprach ein tolles Turnier. Sollten die USA, Kanada und Mexiko an diesem Mittwoch die WM 2026 bekommen, dürfte sich dieses Schauspiel nicht wiederhole­n, denn die Staatschef­s dieser Länder verstehen sich derzeit nicht wirklich gut.

»Vereint, als eins« heißt der Slogan, und unter den Fußballver­bänden mag das stimmen. Je drei mexikanisc­he und kanadische Stadien sollen bespielt werden, dazu zehn in den USA. Überzeugen­d ist die Einigkeit aber nicht, denn seit der Wahl von USPräsiden­t Donald Trump im November 2016 herrscht politische Eiszeit zwischen den drei Ländern. Und Trump sorgt ständig für weitere Abkühlung. Bei einem Wahlkampfa­uftritt in Tennessee versprach er jüngst erneut, dass Mexiko Trumps geplante Grenzmauer bezahlen würde. Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto antwortete per Twitter: »Nicht jetzt und niemals!« Trumps Bezeichnun­g von Mexikanern als Vergewalti­ger ist auch nicht vergessen.

Kanadas Premiermin­ister Justin Trudeau wurde von Trump vergangene Woche düpiert, als dieser nach seiner Abreise die Einigkeit des G7-Gipfels in La Malbaie platzen ließ. Das gemeinsame Freihandel­sabkommen NAFTA hat Trump schon oft infrage gestellt. Mexiko und Kanada wollen daran festhalten.

Ob diese WM ein Turnier der nordamerik­anischen Einheit werden würde, ist also ungewiss, und Unsicheres mag die FIFA eigentlich nicht. Nur eins ist sicher. 2026 ist Donald Trump nicht mehr Präsident der USA.

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