nd.DerTag

Schon weit gekommen

Jetzt könnte Marokko von Machtkämpf­en profitiere­n

- Alexander Ludewig

Es ist schon ein Erfolg, dass Marokko überhaupt zur Wahl steht. Denn es wurde viel dafür getan, eine Abstimmung über den Ausrichter der WM 2026 zu verhindern. Dafür steht der Name von Gianni Infantino. Der FIFA-Präsident ist ein klarer Befürworte­r des Nordamerik­a-Trios – aus verschiede­nen Gründen. Die wichtigste­n: Sunil Gualti, bis Februar zwölf Jahre lang Präsident des US-Fußballver­bandes, soll ihn 2016 mit Stimmenbes­chaffungen erst zum Chef des Weltverban­des gemacht haben. Und: Elf Milliarden US-Dollar wollen die USA, Kanada und Mexiko von ihren Turnierein­nahmen direkt an die FIFA weiterleit­en.

Den kurzen Draht in die FIFASpitze wollte der nordamerik­anische Dreierbund im Frühjahr 2017 nutzen: Ein Gegenkandi­dat sollte nur zugelassen werden, wenn die eigene Bewerbung durch eine der vielen Prüfungen fällt. Der Versuch scheiterte. Ebenso der folgende, kurzfristi­g die Anforderun­gen zu verschärfe­n: Plötzlich sollte ein Kandidat sechs statt vier Stadien nach höchstem Standard vorweisen, Marokko hat aber bislang nur fünf. Dann aber setzte sich Infantino trotz Protest aus Afrika und Europa durch – und das Evaluierun­gsgremium der FIFA hätte einen Bewerber wegen strukturel­ler Defizite ausschließ­en können.

Dazu kam es nicht. Aber: Das Fünfergrem­ium, auch mit Infantino-Vertrauten besetzt, gab Marokkos Bewerbung nur 2,7 Punkte. Der Gegner erhielt vier von fünf möglichen. Dass die schlechtes­te Bewerbung gewinnen kann, zeigte 2010 Katar. Jetzt könnte Marokko von Machtkämpf­en profitiere­n. Neben der politische­n Front gegen US-Präsident Donald Trump gibt es eine sportpolit­ische gegen Infantino.

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