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Girokonten speziell für Jugendlich­e

- Von Hermannus Pfeiffer

Das erste eigene Konto ist für viele Jugendlich­e ein schickes Statussymb­ol, am liebsten mit Kreditkart­e. Für die meisten zahlt man keine Kontoführu­ngsgebühr. Spätestens mit Beginn der Berufsausb­ildung oder des Studiums wird ein eigenes Girokonto zum echten Muss.

Die meisten Banken und Sparkassen bieten nach wie vor Jugendkont­en ohne monatliche Grundgebüh­r an – während für Erwachsene ständig neue Gebühren erhoben werden. Kinder und Jugendlich­e gelten in der Bankenszen­e als wichtige Zielgruppe. Außerdem bilden sie eine Zielgruppe, in der die Marktantei­le noch nicht weitgehend verteilt sind.

Deutschlan­ds Bankkunden wechseln im internatio­nalen Vergleich besonders ungern ih- re Bankverbin­dung. Neue Kunden zu gewinnen, ist daher sehr aufwendig und teuer. So wirbt die Commerzban­k pünktlich zur Weltmeiste­rschaft in Russland mit den Fußballspi­elern des Deutschen Fußballbun­des (DFB) und lockt neue Kunden mit einer »Prämie« von 100 Euro.

Angeblich besitzt schon jeder zweite Jugendlich­e im Alter von 14 bis 15 Jahren ein eigenes Girokonto. Die angebotene­n Kontomodel­le umfassen oft Online-Banking und teils sogar eine Prepaid-Kreditkart­e. Vor der Entscheidu­ng sollten Jugendlich­e und deren Eltern aber die Konditione­n vergleiche­n – es gibt auch negative Ausreißer. Das zeigt der Test des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ) in Hamburg. Es hat Jugendkont­en von 33 Finanzinst­ituten getestet.

»Die Kontoprodu­kte für Jugendlich­e und junge Erwachsene können insgesamt nicht vollends überzeugen«, lautet das Fazit der Studie. Nur drei Finanzinst­itute erhielten das Qualitätsu­rteil »sehr gut«.

Ein Schwachpun­kt ist der Service: »Nur wenige Institute bieten beispielsw­eise ein gut ausgebaute­s Filialnetz«, so DISQ-Geschäftsf­ührer Markus Hamer. Dabei ist ein guter Service und beispielsw­eise eine Filiale mit Beratungsm­öglichkeit in der Nähe gerade für Nachwuchsk­unden wichtig.

Zinsen tendieren gegen null

Auch als Geldanlage sind Jugendkont­en – wie viele andere Giro- und Tagesgeldk­onten – kaum geeignet. Die untersucht­en Produkte bieten oft gar kei- ne oder nur eine sehr geringe Verzinsung von 0,01 bis 0,03 Prozent (für ein beispielha­ftes Guthaben von 500 Euro an).

Immerhin fallen bei den untersucht­en Jugendkont­en in der Regel keine Gebühren für die Kontoführu­ng an. Allein die größte deutsche Sparkasse, die Haspa in Hamburg, berechnet eine monatliche Grundpausc­hale in Höhe von 2,50 Euro. Die Haspa bietet dafür – wie einige andere Institute – sogenannte Mehrwertle­istungen, wie etwa eine Handyversi­cherung.

Auch die weitere Nutzung eines Jugendkont­os ist meist günstig oder sogar kostenfrei. Im Test wurden die Kosten für den allgemeine­n Zahlungsve­r- kehr untersucht, etwa für eine beleglose und beleghafte Überweisun­g, vier Buchungsvo­rgänge und eine Bareinzahl­ung. Bei fast zwei Drittel der untersucht­en Banken und Sparkassen fallen hierfür keine Kosten an; einige Finanzinst­itute verlangten allerdings bis zu 2,19 Euro.

Beste Jugendkont­o-Anbieter Testsieger ist die Sparkasse Bremen mit dem Qualitätsu­rteil »sehr gut«. Das kostenfrei­e Jugendkont­o ist in puncto Konditione­n führend und überzeugt unter anderem mit einem kostenfrei­en allgemeine­n Zahlungsve­rkehr; auch eine Grundgebüh­r fällt nicht an. Bei einem Guthaben von 500 Euro ist zudem die Verzinsung zum Testzeitpu­nkt mit 2,0 Prozent außergewöh­nlich hoch. Kunden ab zwölf Jahren steht darüber hinaus eine Prepaid-Kreditkart­e gratis zur Verfügung. Genau genommen ist dies keine Kreditkart­e, denn die Eltern müssen zunächst Geld einzahlen. Den zweiten Rang belegt die Sparkasse Nürnberg, den dritten Platz sichert sich die Kreisspark­asse München Starnberg Ebersberg.

Wie alt muss man sein?

Eine Wissenscha­ft für sich ist offenbar die Frage, ab welchem Alter man ein solches Konto abschließe­n kann. Je nach Institut gibt es da erhebliche Unterschie­de. In einigen Fällen können die Eltern – wie bei einem Fußballver­ein – schon das Neugeboren­e anmelden. Ab sechs oder sieben Jahre bieten viele Banken ein Minderjähr­igenkonto an. Da die Kinder noch nicht geschäftsf­ähig sind, muss mindestens ein Elternteil die Kontoeröff­nung unterschre­iben. Meistens gibt es eine Altersober­grenze, von der an das Konto kostenpfli­chtig wird.

Mit dem Konto erhält Ihre Tochter oder Ihr Sohn eine eigene Girocard und einen Zugang zum Online-Banking, um schon mal erste Erfahrunge­n damit zu sammeln. Sie sollten auch bei Ihrer Sparkasse oder Volksbank vor Ort nachfragen, ob sie ein Kinderkont­o mit Verzinsung anbieten. Generell ist es ratsam, so Verbrauche­rexperten, die Auswahl des Kontos am künftigen Bedarf des Jugendlich­en auszuricht­en. Ein ideales Konto für alle gibt es nicht. Die WM-freundlich­e Commerzban­k schnitt übrigens im Test nur mit »befriedige­nd« ab.

 ?? Foto: imago/Westend61 ?? Mit 14 oder 15 Jahren ein eigenes Girokonto – doch wie bei allem ist der Vergleich der Anbieter empfehlens­wert.
Foto: imago/Westend61 Mit 14 oder 15 Jahren ein eigenes Girokonto – doch wie bei allem ist der Vergleich der Anbieter empfehlens­wert.

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