nd.DerTag

Parteien erhalten mehr Staatsgeld

Schwarz-rote Mehrheit stimmt im Bundestag für Aufstockun­g

-

Berlin. Mit den Stimmen von Union und SPD hat der Bundestag eine deutliche Aufstockun­g der staatliche­n Parteienfi­nanzierung gebilligt. Für eine entspreche­nde Änderung des Parteienge­setzes, das die Anhebung der absoluten Obergrenze für die Parteienfi­nanzierung von 165 Millionen Euro in diesem Jahr auf 190 Millionen Euro im kommenden Jahr vorsieht, stimmten 371 Abgeordnet­e, dagegen stimmten 285, wie Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble (CDU) mitteilte. Vier Abgeordnet­e enthielten sich.

Kritisch äußerte sich die Opposition zu dieser Entscheidu­ng, die gut eine Woche, nachdem Union und SPD ihren Plan öffentlich gemacht hatten, beschlosse­n wurde. LINKE und Grüne prüfen eine Klage. Sie bezweifeln, dass die Bundesregi­erung die Finanzspri­tze so sorgfältig begründet, wie es das Verfassung­sgericht vorgeschri­eben hat.

Wer sich unabhängig­ere Parteien in der Bundesrepu­blik wünscht, der muss auch mit den Konsequenz­en leben. Und das bedeutet, dass sie neben Mitgliedsb­eiträgen auch größere Zuschüsse vom Staat erhalten. Deswegen ist es grundsätzl­ich nachvollzi­ehbar, dass der Bundestag nun eine Erhöhung der von den Steuerzahl­ern finanziert­en Zuschüsse für Parteien beschlosse­n hat.

Über diese Entscheidu­ng kann sich vor allem die SPD freuen. Sie musste nämlich nicht nur einen missglückt­en Wahlkampf bezahlen, sondern auch nach der Bundestags­wahl noch einmal tief in den Geldbeutel greifen, um Parteitage und die Mitglieder­befragung zur Fortsetzun­g der Großen Koalition zu finanziere­n. Es gibt gute Gründe, die teure Dauerrekla­me zu kritisiere­n, welche die Bürger kurz vor der Wahl ertragen müssen. Zudem ist die Frage zulässig, warum die rückgratlo­se Führung der Sozialdemo­kraten überhaupt über ein Bündnis mit der Union diskutiert hat, nachdem sie eine solche Konstella- tion noch wenige Monate zuvor ausgeschlo­ssen hatte. Aber immerhin ist die Entscheidu­ng der SPD über ihre Regierungs­beteiligun­g demokratis­ch zustande gekommen. Und ein solcher Prozess kostet eben Geld. Die Alternativ­e wäre ein autoritäre­r Beschluss der Parteiführ­ung gewesen.

Auch ist durch den nun gefassten Beschluss des Bundestags nicht erkennbar, dass Parteien künstlich am Leben erhalten werden, die eigentlich abgewirtsc­haftet haben. Wenn die SPD weiterhin in ihrer Wählerscha­ft an Vertrauen verlieren sollte, dann werden ihr auch die Zuschüsse aus der Staatskass­e nicht helfen.

Allerdings reicht es nicht aus, dass Parteien mehr Geld vom Staat erhalten. Zugleich müssen Sponsoring und Parteispen­den von Konzernen verboten werden. Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung, um den Einfluss von mächtigen und finanzstar­ken Kräften auf die Politik zu verringern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany