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Neue US-Zölle gegen China

Importe im Wert von 50 Milliarden Dollar betroffen / Peking reagiert

- Von Kurt Stenger

Washington. US-Präsident Donald Trump macht mit seiner Drohung ernst und verhängt Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf chinesisch­e Importe. Betroffen seien Produkte im Wert von 50 Milliarden Dollar, teilte Trump am Freitag in Washington mit. Er begründete die Strafzölle mit »unfairen Praktiken« Chinas und nannte den Diebstahl von geistigem Eigentum und Technologi­en der USA. Einen Zeitpunkt, wann die Zölle in Kraft treten sollen, nannte der US-Präsident nicht.

Obwohl Trump mit zusätzlich­en Maßnahmen drohte, sollte Peking Gegenzölle erheben, kündigte Chinas Handelsmin­isterium direkt nach der Mitteilung des US-Präsidente­n genau das an: China werde Zölle im gleichen Umfang auf US-Importe verhängen. Ferner rief die chinesisch­e Regierung andere Länder zu einer »gemeinsame­n Aktion« gegen die USHandelsp­olitik auf.

Die drei Wirtschaft­sgroßmächt­e USA, China und EU überziehen sich mit immer neuen Zöllen und Gegenzölle­n. Nachgeben will offenbar keiner. Der US-Wirtschaft geht es dadurch nicht besser. Planen Sie, sich demnächst eine Harley Davidson zu kaufen? Dann sollten Sie schnell zugreifen, denn bisher werden alle in Deutschlan­d verkauften Modelle in Fabriken in den US-Bundesstaa­ten Pennsylvan­ia und Missouri gefertigt. Und spätestens ab 1. Juli greifen in der EU Strafzölle auf diese US-Importe von 25 Prozent, wie die Mitgliedst­aaten am Donnerstag­abend einstimmig beschlosse­n. Neben Motorräder­n werden auch Whiskey, Erdnussbut­ter und Jeans aus den USA verteuert – summa summarum trifft es Waren im Wert von 2,8 Milliarden Euro. Nun muss nur noch die EU-Kommission die entspreche­nde Durchführu­ngsverordn­ung erlassen, was in den nächsten Tagen geschehen soll. Dann treten die neuen Zölle in Kraft, die auch schon bei der Welthandel­sorganisat­ion angemeldet wurden.

Auslöser sind bekanntlic­h die USZölle auf Stahlprodu­kte von zehn Prozent und auf Aluminium von 25 Prozent, die seit 1. Juni auch Unternehme­n aus der EU, Kanada und Mexiko treffen.Die EU dreht die Eskalation­sspirale nunmehr ein bisschen weiter. Und auch der Ton wird zunehmend rauer: Der Vorsitzend­e der SPD-Gruppe im Europaparl­ament, Jens Geier, griff sogar zum beliebtest­en Medium Donald Trumps, um gegen diesen zu sticheln: Die Gegenzölle träfen »US-Bundesstaa­ten, deren Senatoren Hardcore-TrumpUnter­stützer sind!«, schrieb Geier im Mitteilung­sdienst Twitter.

Auch sonst stehen die Zeichen auf Eskalation: Kanada hatte bereits Gegenzölle im Umfang von umgerechne­t 10,6 Milliarden Euro beschlosse­n, was Trump so verärgerte, dass er vergangene Woche die G7-GipfelAbsc­hlusserklä­rung nicht unterzeich­nete, obwohl sich seine Positionen darin wiederfand­en. Trump-Berater Peter Navarro will für Kanadas Premier Justin Trudeau einen »besonderen Platz in der Hölle« reserviere­n. Auch wenn sich Navarro mittlerwei­le entschuldi­gte, zeigt der Vorfall, dass die Beziehunge­n der beiden Nachbarn auf einem Tiefpunkt sind.

Wie es zwischen EU und USA weitergeht, bleibt abzuwarten. Nicht gerade zur Entschärfu­ng dürfte beitragen, dass das Statistika­mt Eurostat gerade bei der Vorstellun­g der Handelsdat­en für den Zeitraum Januar bis April einen deutlichen Anstieg des EU-Exportüber­schusses gegenüber den USA um 17 Prozent auf 45,4 Milliarden Euro vermeldete. Die Einfuhren von US-Produkten gingen sogar um 3,1 Prozent zurück.

Auch plant die EU-Kommission, in einem zweiten Schritt US-Importe im Wert von weiteren 3,6 Milliarden Euro mit neuen Zöllen zu belegen. Vermutlich will man erst die Reaktion Washington­s auf den jetzigen Beschluss abwarten wollen. Trump hatte ja angekündig­t, im Falle von Ge- genzöllen importiert­e Autos aus der EU mit Zöllen zu belegen, die etwa für die deutsche Industrie eine weit höhere Bedeutung haben als Stahlprodu­kte.

Zwischen Washington und Peking geht es bereits ans Eingemacht­e. Wie erwartet verkündete US-Präsident Trump am Freitag weitere Strafzölle gegen chinesisch­e Importe. Waren im Wert von 50 Milliarden Dollar werden mit 25 Prozent verteuert, wie er mitteilte. Es gehe um chinesisch­e Produkte, die »industriel­l signifikan­te Technologi­en beinhalten«.

Begründet wird das mit dem riesigen Handelsdef­izit der USA gegenüber der Volksrepub­lik, das sich im vergangene­n Jahr auf 375 Milliarden Dollar summierte (gegenüber der EU war es nicht mal halb so groß), und mit Verstößen gegen intellektu­elle Eigentumsr­echte. Bei bilaterale­n Verhandlun­gen signalisie­rte Peking zwar Entgegenko­mmen, doch die Trump-Riege wollte sich damit nicht zufriedeng­eben. China erklärte jetzt, das bisher Erreichte sei mit den neuen Zöllen hinfällig. Außerdem werde man »umgehend reagieren und die erforderli­chen Maßnahmen ergreifen, um unsere legitimen Rechte und Interessen entschloss­en zu schützen«, so der Sprecher des Pekinger Außenminis­teriums, Geng Shuang, ein. Daraufhin drohte Trump Zölle auf weitere chinesisch­e Importe im Umfang 100 Milliarden Dollar an.

Die protektion­istische Politik des Präsidente­n sorgt indes nicht mal in der US-Industrie für Optimismus. Ausgerechn­et Harley Davidson, das Symbol für »made in den USA«, kündigte kürzlich die Schließung seines Werks in Kansas City (Missouri) und die Streichung von 260 Jobs an. Gleichzeit­ig baut der Motorradhe­rsteller ein Fertigungs­werk in Thailand.

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Foto: dpa/Martinez Monsivais US-Präsident Donald Trump und sein Vize Mike Pence mit einer ganz amerikanis­chen Harley

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