nd.DerTag

Zweifeln Sie an dem, was Sie sehen!

- Jam

Dieser Mann war ein Faszinosum – so würde es wohl Philipp Jenninger formuliere­n, müsste er in 40 Jahren auf die Amtszeit von Donald Trump zurückblic­ken. Nur ist der CDU-Politiker Jenninger Anfang dieses Jahres von uns gegangen, Trump aber beschäftig­t Medien wie Politiker ganz aktuell. Sie meinen beständig, einen rationalen Kern in seinen Reden und Handlungen identifizi­eren zu können. Als sich Trump zu Beginn dieser Woche mit dem nordkorean­ischen Präsidente­n Kim Jong Un in Singapur traf, wurde dies als Zeichen des Friedens, der Diplomatie, der Hoffnung gewertet. Dabei müsste man doch wissen, das Trump nur dem Eigennutz folgt. Vereinbaru­ngen zählen ihm nur dann etwas, wenn er sein kurzfristi­ges Ziel (in diesem Fall die Wiederwahl) damit erreichen kann. Ihm im Weber’schen Sinne eine Verantwort­ungsethik zu unterstell­en, wäre ein Fehlschlus­s.

Dieser Fehlschlus­s aber ist verständli­ch. Unser Gehirn, so sagen die Hirnforsch­er, versucht uns die Realität so zu vermitteln, dass ein Sinnzusamm­enhang entsteht. Wir nehmen die Welt also nicht wahr, wie sie ist, sondern ein Fantasiebi­ld, das sich im Idealfall mit der Wahrnehmun­g deckt. Wenn wir beispielsw­eise einen Text mit falsch geschriebe­nen Wörtern lesen, neigt unser Gehirn dazu, das falsch Geschriebe­ne als richtig wahrzunehm­en.

Wir müssen unser Gehirn schon überlisten, um den Fehler zu erkennen. Und dies gilt für die Korrektur der Rechtschre­ibung wie für die Wahrnehmun­g von Donald Trumps Politik.

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Foto: dpa/AFP Pool/Anthony Wallace

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