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NSU-Ausschuss durchleuch­tet rechte Szene

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Potsdam. Unter strengen Sicherheit­svorkehrun­gen hat am Freitag der NSU-Untersuchu­ngsausschu­ss des Landtags versucht, Licht in die Neonazi-Szene der 1990er Jahre zu bringen. Als Zeuge berichtete ein Sänger einer rechten Musikgrupp­e, er habe ein freundscha­ftliches Verhältnis zum damaligen V-Mann »Piatto« gehabt. Auch er sei von der Polizei angesproch­en worden, als »Spitzel« zu arbeiten.

Der Ausschuss vernahm den Potsdamer in einem separaten Raum – Journalist­en und Zuschauer konnten nur eine Audioübert­ragung verfolgen. Aus Sicherheit­sgründen war viel Polizei im Parlaments­gebäude präsent.

In den 1990er Jahren hatte der Sänger einmal in einem Gebäude in Chemnitz übernachte­t, in dem vorübergeh­end auch das damals flüchtige NSU-Trio gewohnt haben soll. »Ich habe die Leute da nicht getroffen«, sagte er. Wenn er gefragt worden wäre, untergetau­chten Leuten auf der Flucht vor der Polizei zu helfen, dann hätte er das getan. Er sei aber nicht gefragt worden. Er wisse nichts von Leuten mit Kontakten zum NSU.

Holger Rupprecht (SPD), der Ausschussv­orsitzende, musste den Zeugen ermahnen, keine vulgären Begriffe wie »Drecksau« zu benutzen. Der beschrieb bestimmte Treffen der Neonazi-Szene als »Essen, Trinken, Polizeiein­satz«. Unterhalte­n habe man sich über alles Mögliche. »Ficken, saufen, kloppen«, ergänzte er auf Nachfrage.

Als der Staatsschu­tz der Polizei bei Vernehmung­en in den 1990er Jahren versucht habe, ihn als Spitzel anzuwerben, hätten Beamte seine bescheiden­e finanziell­e Situation ins Spiel. »Ich habe mich auf keine Deals eingelasse­n.«

Am Montag hatte der frühere Verfassung­sschutz-V-Mann »Piatto« als Zeuge ausgesagt.

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