nd.DerTag

Sieben Tage, sieben Nächte

- Eva Roth

Reichtum ist eigentlich eine feine Sache. Überall auf der Welt liegen auf irgendwelc­hen Konten Milliarden von Euros und Dollars herum, mit denen man tolle und nützliche Dinge tun könnte. Zum Beispiel überall Fahrradweg­e ausbauen oder kritische Journalist­en und Journalist­innen bedingungs­los unterstütz­en, um einmal zwei eigennützi­ge Möglichkei­ten zu nennen. Leider gibt es nur eine spärliche öffentlich­e Debatte über Reichtum, darauf ist an dieser Stelle schon einmal hingewiese­n worden.

In den vergangene­n Tagen gab es mal wieder eine Reichtums-Nachricht, die es nicht in die Schlagzeil­en geschafft hat, obwohl sie sogar etwas mit dem omnipräsen­ten Donald Trump zu tun hat. Die Nachrichte­nagentur Bloomberg meldete, dass die US-Steuerrefo­rm offenbar wirkt. Wir erinnern uns: Die US-Regierung hat die Steuern für Unternehme­n drastisch gesenkt, von 35 auf 21 Prozent. Offizielle­s Ziel: Konzerne sollen ihre Geldbestän­de, die sie im Ausland gebunkert haben, weil sie dort bis vor kurzem keine US-Steuern zahlen mussten, zurück ins Heimatland holen, sie sollen das Geld investiere­n und so Jobs schaffen.

Laut Bloomberg sind nun diese im Ausland angelegten Geldbestän­de von US-Konzernen im ersten Quartal dieses Jahres um 158 Milliarden Dollar gesunken. Ein Großteil des Geldes dürfte in die USA geflossen sein. Schon vor ein paar Wochen hatte der US-Konzern Cisco angekündig­t, 67 Milliarden Dollar in die USA zurückzufü­hren.

Das sind ordentlich Summen, die die Firmen eben mal verschiebe­n können, weil sie unversteue­rt und ungenutzt auf irgendwelc­hen Konten herumlagen. Allein Apple hatte nach Angaben des Wirtschaft­sforschers Johannes Becker zuletzt rund 250 Milliarden Dollar im Ausland angesammel­t.

Nun hat es Trump offenbar geschafft, dass ein Teil des Geldes ins großartige Amerika fließt. Unklar ist allerdings noch, was die Firmen mit dem Geld anstellen.

Im Jahr 2004 hat die BushRegier­ung laut Becker etwas Ähnliches getan wie Trump jetzt: eine Steuerrefo­rm beschlosse­n, um Auslandsve­rmögen anzulocken. Mit den zurückgefl­ossenen Mitteln seien dann allerdings im Wesentlich­en Dividenden an Aktionäre ausgezahlt und eigene Aktien zurückgeka­uft worden. Der große Investitio­nsboom blieb aus.

Auch Cisco will laut »Handelsbla­tt« für 25 Milliarden Dollar eigene Aktien kaufen und anschließe­nd vernichten. Das ist günstig für die anderen Aktionäre, weil dadurch die Aktienprei­se und die Gewinne pro Aktie steigen. Und wieder sammelt sich Geld an. Vielleicht kommt ja irgendwann mal wieder irgendjema­nd auf die Idee, einen Teil des Reichtums über höhere Steuern umzuleiten, um mit dem Geld tolle Sachen machen zu können.

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