nd.DerTag

Wegbereite­r

- Von Sebastian Bähr

Der Rechtsruck zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass Positionen öffentlich­er Persönlich­keiten im schnellen Tempo kippen. Noch im März hatte der Dresdner Politikpro­fessor und als »Pegida-Versteher« bekannte Werner Patzelt erklärt, die AfD sei dem »Größenwahn verfallen«, wenn sie glaube, in Sachsen bald mitregiere­n zu können. Die dafür notwendige »Staatstreu­e« sei nicht gegeben. »Ihre neue Führung besteht aus Leuten, die zu einem vernünftig­en politische­n Diskurs unfähig zu sein scheinen«, sagte er gegenüber Medien.

Drei Monate später hat sich die Führung der AfD nicht groß verändert, dafür sinken die UmfrageWer­te der CDU in Sachsen. Für Patzelt eine völlig neue Lage. Als einer der ersten anerkannte­n Professore­n wirbt er nun dafür, dass die CDU eine Koalition mit der AfD für die Zeit nach der Landtagswa­hl 2019 prüfe, »um sich nicht von den Parteien links von der CDU erpressbar zu machen«. Die AfD müsse sich jedoch noch von einer »systemable­hnenden Protestpar­tei zu einer mitregieru­ngswillige­n Gestaltung­spartei« entwickeln. Soll also nur noch auf jeden zweiten Flüchtling an der Grenze geschossen werden? Die »erinnerung­spolitisch­e Wende« nur um 90 Grad erfolgen? Leider führt Patzelt dies nicht genauer aus.

Es ist nicht das erste Mal, dass der 65-jährige, in Passau geborene Politikwis­senschaftl­er der TU Dresden mit einem großen Verständni­s für rechte Kräfte auffällt. Bekannt wurde das CDU-Mitglied Patzelt vor allem durch Studien zu Pegida-Demonstran­ten, denen er attestiert­e, zum Großteil »besorgte Gutwillige« zu sein. Für seine Sicht konnte Patzelt – Vertreter der Extremismu­stheorie, in seiner Freizeit Chorleiter und Solist – in zahlreiche­n Medien werben. Studenten und wissenscha­ftliche Mitarbeite­r warfen ihm vor, als politische­r Akteur statt als Wissenscha­ftler zu agieren. Patzelt sprach unter anderem auf Veranstalt­ungen der AfD, bei Burschensc­haften und schrieb Texte für die Zeitung »Junge Freiheit«. Zugehört hatten ihm dabei früher auch andere. Nach eigener Aussage war Patzelt in den 1990er Jahren des öfteren bei der PDS zu Gast.

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Foto: dpa/Karlheinz Schindler Werner Patzelt, Kenner der Seele von Pegida-Demonstran­ten

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