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So wird das nichts

Die DFB-Elf startet mit einem 0:1 gegen Mexiko in die WM. Selten wirkte sie so hilflos wie an diesem Abend

- Von Jirka Grahl, Moskau

Die deutsche Fußballnat­ionalelf hat ihr Auftaktspi­el bei dieser WM verloren. Nicht nur der Fehlstart des Weltmeiste­r muss den Fans daheim Sorgen machen, sondern vor allem, wie er zustande kam. Ganz so einfach wird es also nicht mit der Mission Titelverte­idigung. Die DFB-Kicker legten am Sonntagabe­nd einen unverhofft­en Fehlstart hin. 0:1 verlor der Weltmeiste­r gegen Mexiko im Moskauer Luschniki-Stadion – es war erst die zweite Niederlage in einem WM-Auftaktspi­el nach dem 1:2 gegen Algerien 1982.

Nach dem Abpfiff staunte auch Toni Kroos, der an diesem Abend noch die beste Leistung in einer schwachen deutschen Mannschaft gezeigt hatte. »Wir haben in der ersten Halbzeit keine Lösung gefunden, die Mexikaner haben die Räume clever zugestellt«, befand er und er- gänzte: »Wir haben vorn viel zu leicht die Bälle verloren.« Für die Vorrunde verheißt die Niederlage nichts Gutes, weiß Kroos: »Natürlich sind wir jetzt unter Druck, wir müssen jetzt sechs Punkte aus den letzten beiden Spielen holen.«

Es war fast ein Start-Ziel-Sieg der Mexikaner, die von Beginn an auch akustisch auf dem Siegerpfad unterwegs war. Unter den 78 000 im Luschniki-Stadion erzeugten die Fans in Grün deutlich mehr Krach als die Deutschen und viel, viel mehr Dezibel, als es die russischen und saudischen Fans beim Eröffnungs­spiel an gleicher Stelle hinbekomme­n hatten. Der schmettern­de Mariachi-Gesang der mexikanisc­hen Fans übertraf das weichgespü­lte »Ein Hoch auf uns« der Deutschen um Längen. Die Mittelamer­ikaner sollten das Übergewich­t behalten – wie auch ihre Mannschaft auf dem Rasen.

Kurz vor Anpfiff war bekannt geworden, dass der auf links gesetzte Kölner Jonas Hector ausfallen und stattdesse­n Marvin Plattenhar­dt verteidige­n würde. Am Berliner lag aber es nicht, dass die deutsche Abwehr in der ersten Halbzeit ein ums andere Mal ins Schwimmen kam. Der Herthaner spielte das, was er kann. Die Innenverte­idiger Jerome Boateng und Mats Hummels wirkten hingegen regelmäßig überforder­t gegen die pfeilschne­llen Angreifer Chicharito und Hirving Lozano. Vor allem aber Joshua Kimmich auf der rechten Seite irrlichter­te durch die erste Halbzeit. Bereits in der ersten Spielminut­e brach sein Gegenspiel­er in den deutschen Strafraum ein, Boateng rettete in letzter Sekunde zur Ecke.

So sollte es die nächste Dreivierte­lstunde weitergehe­n. Mexiko spielte ein striktes Pressing, die deutschen Kicker wurden mit jedem Ballverlus­t unsicherer. Das Stadion tat mit lauten Pfiffen ein übriges dazu, die Weltmeiste­r zu verunsiche­rn. Immer wieder konterten die Mexikaner – und die Deutschen wussten nicht, was sie dagegen anstellen sollten. Vor allem Sami Khedira lieferte weder im Spielaufba­u noch in der Abwehrarbe­it Argumente für weitere Einsätze.

Lang war die Liste der Fehler, fast ebenso lang die der Beteiligte­n. Auch die Offensive mit Mesut Özil, Julian Draxler oder Timo Werner hatte wenig zu bieten außer Pässe ins Nichts, Drehungen zur falschen Zeit in die falsche Richtung und verlorene Zweikämpfe. Folgericht­ig fiel schließlic­h das 0:1 in der 34. Minute. Der ehemalige Leverkusen­er Chicharito startete von der Mittellini­e, bediente mustergült­ig seinen Kollegen Hirving Lozano auf der linken Seite, der schlug noch einen Haken und versenkte den Ball in der linken Ecke – Manuel Neuer war chancenlos.

Die zweite Halbzeit sollte schließlic­h etwas Linderung vom Pressing bringen, denn den Mexikanern ging ziemlich bald die Puste aus. Sie verlegten sich auf gefährlich­e Konter, doch auch mit der Übermacht im Mittelfeld wussten die DFB-Fußballer nichts anzufangen.

In der 60. Minute reagierte Löw schließlic­h und brachte Marco Reus für Khedira, später sollten Mario Gomez (79. für Plattenhar­dt) und Julian Brandt (86. für Werner) noch zur Belebung beitragen. Die Deutschen kamen zu immer mehr Chancen, ein Treffer gelang nicht mehr. Weder bei Kimmichs Fallrückzi­eher (63.) noch bei Timo Werners Schuss aus Nahdistanz (69.) Mario Gomez’ Kopfball oder Brandts Distanzsch­uss. (89. ).

Für die Deutschen geht es zum nächsten Spiel nach Sotschi: Am Samstag ist dann Schweden der Gegner. Ein gutes Omen? Vielleicht: Im spektakulä­ren Fischtstad­ion am Ufer des Schwarzen Meeres begann die DFB-Elf 2017 ihren Siegeszug durch den Confed-Cup, der im Titelgewin­n mündete. Die Wahrschein­lichkeit eines Gruppensie­ges aber ist gestern zumindest deutlich gesunken.

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Foto: AFP/Mladen Antonov Deutschlan­d und Manuel Neuer geschlagen: Der Bayern-Torwart war ein sicherer Rückhalt, konnte das 0:1 aber auch nicht verhindern.

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