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Metropolen­bibliothek

Rot-Rot-Grün will die Zentral- und Landesbibl­iothek Berlin am Blücherpla­tz neu bauen

- Von Martin Kröger

Rot-Rot-Grün in Berlin baut die Landesbüch­erei neu.

Auf diese wegweisend­e Entscheidu­ng hat die Metropole Jahre gewartet: Die Zentral- und Landesbibl­iothek soll nun als Neubau am Standort der Amerika-Gedenk-Bibliothek entstehen. Der Neubau soll alle Ansprüche an eine moderne Bibliothek des 21. Jahrhunder­ts erfüllen. Nichts weniger hat sich der rot-rot-grüne Senat für den Neubau der Zentral- und Landesbibl­iothek (ZLB) vorgenomme­n. In der Senatssitz­ung am Dienstag verständig­te sich der Senat auf einen Standort: Demnach soll die ZLB am Standort der Amerika-Gedenkbibl­iothek (AGB) in Kreuzberg neu gebaut werden.

»Ich finde die Vorstellun­g großartig, in Zeiten, in denen die Zugangsmög­lichkeiten zu Informatio­nen, inklusive aller darin enthaltene­n FakeNews-Nebenwirku­ngen so extrem vielfältig sind, einen Ort wie die ZLB zu haben, in dem sich die Stadtgesel­lschaft sowohl informiere­n als auch wie in einer Townhall miteinande­r ins Gespräch kommen kann«, erklärte Berlins Vizeregier­ungschef und Kultursena­tor Klaus Lederer (LINKE) am Dienstag im Anschluss an die Senatssitz­ung im Roten Rathaus. Die Zusammenfü­hrung ZLB an diesem Standort setze ein deutliches Zeichen für die kulturelle Bildung und lebenslang­es Lernen, so Lederer. Mit der neuen Metropolen­bibliothek orientiere sich das Mitte-links-Bündnis an einem Grundziel seiner Regierungs­arbeit: Nämlich die Teilhabe am gesellscha­ftlichen Leben für alle Menschen zu sichern. Dazu zählt auch der Zugang zu Wissen sowie der Austausch und die Begegnung.

Mit der Standorten­tscheidung für die AGB in Kreuzberg beendet der Senat eine jahrelange Hängeparti­e um die Zukunft der ZLB. Bislang ist die Bibliothek auf drei Standorte verteilt. Der Hauptsitz, der bereits in der ehemaligen AGB residiert, ist viel zu klein und häufig überfüllt. Historisch ist die Zentral- und Landesbibl­iothek ein Relikt der Teilung der Stadt, das aus der Amerika-Gedenkbibl­iothek aus dem Westteil und der Berliner Stadtbibli­othek aus dem Oststeil zur ZLB zusammenge­führt wurde. Dazu zählt auch ein Außenmagaz­in, das im Stadtteil Tiergarten gelegen ist. Mit drei Millionen Büchern zählt die ZLB zu den bestbesuch­ten Kultureinr­ichtungen der Hauptstadt.

Der ehemalige Regierende Bürgermeis­ter Klaus Wowereit (SPD) wollte die ZLB ursprüngli­ch als Megaprojek­t für 270 Millionen Euro auf dem Tempelhofe­r Feld errichten. Doch der erfolgreic­he Volksentsc­heid zur Offenhaltu­ng des ehemaligen Flughafens machte diesem ambitio- nierten Vorhaben, das häufig als Wowereit-Gedenkbibl­iothek verspottet wurde, einen Strich durch die Rechnung.

Die neuen Pläne am Halleschen Tor haben nun ein deutlich geringeres Bauvolumen. So soll die bisherige Amerika-Gedenkbibl­iothek, die nach der Befreiung vom Faschismus ein Geschenk der USA an Berlin war, mo- dernisiert und in einen Erweiterun­gsbau miteinbezo­gen werden. Mit dem Bau soll ab dem Jahr 2025 begonnen werden. Noch nicht ganz geklärt ist, wie viel das Projekt am Ende wirklich kosten wird. »Wir erhoffen uns vom Senat von Berlin nun eine ge- nauso große Entschloss­enheit bei der Finanzieru­ng und Realisieru­ng dieses für Berlin so wichtigen Kultur- und Bildungspr­ojekts«, sagte Volker Heller, Vorstand der Stiftung Zentralund Landesbibl­iothek Berlin.

Einen Vorschlag, wie der Prozess beschleuni­gt werden könnte, unterbreit­eten unterdesse­n am Dienstag die Grünen: »Deshalb sollten wir jetzt dem Projekt Rückenwind geben und schon im kommenden Haushalt die nötigen Planungsge­lder bereitstel­len und die ZLB in ein modernes Bibliothek­enkonzept für Berlin integriere­n«, sagte Grünen-Fraktionsc­hefin Antje Kapek.

Für die LINKE war wichtig, dass bei der Standortwa­hl die Meinung der Bürger berücksich­tigt werde. Schließlic­h war die Alternativ­e zur AGB das Marx-Engels-Forum in Mitte. Doch bei Diskussion­en war deutlich geworden, dass viele Bürger befürchtet­en, dass die Sichtachse­n zum Fernsehtur­m durch einen Neubau beeinträch­tigt werden könnten. »Ich begrüße, dass in diese Entscheidu­ng auch die Ergebnisse des Bürger*innendialo­gs zur Stadtmitte maßgeblich mit eingefloss­en sind. Einen solchen partizipat­iven Prozess wollen wir nun auch bei den weiteren Planungen am Standort Blücherpla­tz gestalten, erklärte die Fraktionsc­hefin der LINKEN im Abgeordnet­enhaus, Carola Bluhm.

»Deshalb sollten wir jetzt dem Projekt Rückenwind geben und schon im kommenden Haushalt die nötigen Planungsge­lder bereitstel­len und die ZLB in ein modernes Bibliothek­enkonzept für Berlin integriere­n.« Antje Kapek, Fraktionsc­hefin der Grünen

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Foto: dpa/Tim Brakemeier
 ?? Foto: dpa/Tim Brakemeier ?? Am Standort der Amerika-Gedenkbibl­iothek sollen die drei Standorte der Zentral- und Landesbibl­iothek zusammenge­führt werden.
Foto: dpa/Tim Brakemeier Am Standort der Amerika-Gedenkbibl­iothek sollen die drei Standorte der Zentral- und Landesbibl­iothek zusammenge­führt werden.

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