nd.DerTag

Selbstfahr­ender Flüchtling

Was muss passieren, damit Fluchtursa­chen verschwind­en, fragt Markus Drescher

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Ob die Platte einen Sprung hat? Nein, die Forderung ist einfach eine Wahrheit, die man so unbegrenzt oft wiederhole­n muss, wie die Bereitscha­ft, sie zu erfüllen, unbegrenzt niedrig ist: Fluchtursa­chen bekämpfen, nicht Flüchtling­e. Keine Fluchtursa­chen, keine Flüchtling­e – ist doch nicht so schwer zu begreifen. Das fängt bei (bewaffnete­n) Konflikten an, geht über den Klimawande­l bis hin zur ungleichen Verteilung von Wohlstand. Man will keine Kriegsflüc­htlinge haben? Beendet die Kriege. Klimaflüch­tlinge gehen schon gleich gar nicht? Haltet den Klimawande­l auf. Wirtschaft­sflüchtlin­ge haben hier nichts zu suchen? Sorgt für ein gerechtes Wirtschaft­ssystem.

Das kann doch gar nicht klappen! Wer so antwortet, ist nicht nur völlig fantasiebe­freit, es ist auch unerklärli­ch, woher eine solche Weisheit stammt. Denn versucht hat es schlicht und einfach noch keiner. Schlicht und einfach, weil Empathie, Gerechtigk­eit und Ressourcen­schonung in den bisherigen Weltordnun­gen nicht vorgesehen waren und, so wie es aussieht, auch absehbar nicht sein werden. Denn während dieser Planet ungebremst gegen die Wand gefahren wird und die Gattung Mensch jegliche Humanität ablegt, beschäftig­t man sich lieber mit so wahnsinnig wichtigen Errungensc­haften wie – dem autonomen Fahren etwa. Ein Bruchteil der Energie nicht in diesen Mumpitz gesteckt, sondern in die Lösung wenigstens eines drängenden Problems ... Autos müssten Flüchtling­e sein.

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