nd.DerTag

Ein möglicher Konter

Stephan Fischer über den anhaltende­n Konflikt um die polnische Justiz

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Während man in Warschau noch auf den WM-Auftakt Polens gegen Senegal hinfiebert­e, ist die PiS-Regierung im Duell mit Brüssel um die Justizrefo­rmen schon in Führung gegangen. Auch nach dem Treffen zwischen Premier Morawiecki und EU-Justizkomm­issar Timmermans hält die polnische Regierung an ihrem Vorhaben fest, weitere Schritte erfolgen bereits in den nächsten Tagen. Vor allem gegenüber Timmermans persönlich waren keine Zugeständn­isse zu erwarten. »Private politische Ambitionen« hatte ihm der Kanzleiche­f des Premiermin­isters unterstell­t. Timmermans selbst hatte im Vorfeld der Reise auch nicht gerade für Verbesseru­ng der Stimmung gesorgt, als er die Reise an die Weichsel ankündigte – nach »Moskau«.

Die PiS fühlt sich derweil im Aufwind, ein langwierig­er (und offenbar schwerwieg­enderer) Krankenhau­saufenthal­t des Chefs Kaczyńskis hatte die Partei in den letzten Wochen getroffen. Aber auf dem europäisch­en Spielfeld um mögliche Sanktionen fühlt sich Warschau sicher – zu eindeutig die Unterstütz­ung des Orbanschen Ungarns. Einen Konter müsste Polens Regierung aber fürchten, denn das laufende Sanktionsv­erfahren ist nur ein möglicher Weg. Ein anderer wäre eine Klage vor dem EU-Gerichtsho­f gegen einzelne Gesetze. Ein Urteil »nicht rechtstaat­lich« dürfte wehtun. Und zöge handfeste Konsequenz­en nach sich.

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