nd.DerTag

Die WM – ein Ereignis für Reiche

Oliver Eberhardt über arme Fußballfan­s im Nahen Osten, die kein Spiel sehen

-

Als sich Iran, Ägypten und Saudi-Arabien für die Fußball-WM qualifizie­rten, war die Freude dort gigantisch: Der Sport ist eine gute Gelegenhei­t, dem oft von Armut und Diktatur geprägten Alltag zu entkommen. Doch wer miterleben will, wie sich die eigene Mannschaft schlägt, scheitert dabei vielerorts an der Vermarktun­gsmaschine der FIFA, die mit dem Verkauf der Übertragun­gsrechte mehr als drei Milliarden US-Dollar einnimmt – und kompromiss­los dafür sorgt, dass die WM ein Ereignis für reiche Leute ist.

Für den Nahen Osten außerhalb Israels erwarb das Fernsehpak­et beIN Sports, ein Bezahlsend­er aus Katar. Alle Forderunge­n, die Spiele auch auf frei empfangbar­en Sendern zu zeigen, wurden abgeblockt. Stattdesse­n ruft beIN Sports üppige Preise auf: Einen Jahresmind­estlohn kostet das WMAbo in Ägypten, ein doppeltes Jahresgeha­lt in Irak. Selbst für Cafés ist es zu kostspieli­g, Public Viewing anbieten. In Iran werden immerhin die eigenen Spiele im staatliche­n TV gezeigt – zeitverset­zt und streng zensiert. In Saudi-Arabien sind die Spiele überhaupt nicht legal zu sehen: Wegen der vom Königreich verhängten Katar-Blockade werden die Abos in Saudi-Arabien gar nicht erst angeboten. Stattdesse­n überträgt ein Piratensen­der die Spiele und hat damit den Zorn des Weltverban­des auf sich gezogen. Dass Fußball Welt und Menschen verbindet, ist eben auch nur ein PR-Slogan.

Newspapers in German

Newspapers from Germany