nd.DerTag

Netzwerk gegen Rechtsruck

Junge Gewerkscha­fter_innen aus Ostmittele­uropa koordinier­en sich

- Von Peter Nowak

»Still loving Solidarity« und »We are buildung the Future« steht auf den Schildern, die etwa 100 meist junge Gewerkscha­fter_innen in die Höhe hielten. Das Gruppenfot­o dauerte nur wenige Minuten. Dann wurden die Schilder wieder zur Seite gelegt. Schließlic­h ließ das Konferenzp­rogramm des europäisch­en Netzwerks junger Gewerkscha­fter_innen CEYTUN wenig Zeit für aktivistis­che Einlagen. Darin koordinier­en sich Gewerkscha­fter_innen aus Tschechien, Ungarn, Deutschlan­d, Österreich, Slowakei und Polen. Gegründet wurde das Netzwerk mit Unterstütz­ung der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung, um junge Menschen in Ostmittele­uropa für gewerkscha­ftliche Funktionen zu schulen. Zum fünfjährig­en Bestehen wurde nun in Berlin Bilanz gezogen.

Liina Carr aus Belgien, die für den Europäisch­en Gewerkscha­ftsbund (EGB) arbeitet, zeichnete ein düsteres Bild über die Situation der Gewerkscha­ften in den osteuropäi­schen Ländern. Sie sprach von starken Einbrüchen bei der Mitgliedsc­haft. Vor allem in Sektoren, in denen oft junge prekäre Lohnabhäng­ige beschäftig­t sind, seien Gewerkscha­ften oft nahezu unbekannt. »Wenn sich dieser Trend fortsetzt, droht eine Tradition der solidarisc­hen Kultur der Arbeiterbe­wegung verloren zu gehen«, warnt Carr.

CEYTUN will genau das verhindern. Neben der sozialen Gerechtigk­eit sind eine proeuropäi­sche Positionie­rung und der Widerstand gegen Rechtspopu­lismus Grundlagen des Netzwerkes. Für Victoria Nagy aus Ungarn ist faire Mobilität eine zentrale Forderung. Schließlic­h arbeiten viele junge Menschen aus Ungarn, Polen, Tschechien und der Slowakei in Westeuropa zu oft schlechten Konditione­n. Die jungen Gewerkscha­fter_innen setzen sich dafür ein, dass in den Ländern das Prinzip gleicher Lohn für gleiche Arbeit gilt. Probleme ihrer Arbeit kamen nur am Rande zur Sprache, etwa dass die proeuropäi­sche Haltung eher bei jungen Leuten mit Hochschula­bschluss auf Zustimmung stößt, nicht aber bei Lohnabhäng­igen ohne akademisch­e Ausbildung.

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