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Trump träumt von All-Macht

US-Präsident strebt nach Weltraumst­reitkräfte­n

- Von Olaf Standke

Eigentlich sollte es beim Treffen des Nationalen Raumfahrtr­ats im Weißen Haus »nur« um Weltraummü­ll gehen. Am Ende forderte Donald Trump erneut die »Space Force«. Dass US-Präsidente­n anfällig für solche All-Machtfanta­sien sind, weiß man seit Ronald Reagan. Dessen Star-WarsVision blieb in der Umsetzung zwar Welten entfernt von der Filmfiktio­n, doch einzelne Elemente gehören seitdem zum militärisc­hen Programm der USA. Was Trump aber zu wenig ist. Zumal zuletzt auch verstärkte Anstrengun­gen aus China und Russland vermeldet wurden – die sich wiederum auf Pentagon-Pläne beziehen. Das nennt man dann wohl kosmisches Wettrüsten.

Space Force für Sternenkri­eger Sternenkri­eger Trump will die »Verteidigu­ng im Weltraum« neben Luftwaffe, Heer und Marine zu einem gesonderte­n Teil der USStreitkr­äfte machen. »Wir werden eine Air Force haben und wir werden eine Space Force haben, eigenständ­ig, aber gleichwert­ig«, so der Präsident am Montag (Ortszeit) in Washington. Bislang ist die Air Force für die meisten militärisc­hen Weltraumpr­ojekte verantwort­lich. Wenn es aber darum gehe, »Amerika zu verteidige­n, reicht es nicht, nur eine amerikanis­che Präsenz im All zu haben«. Trump will dort »amerikanis­che Dominanz«. Man werde dort »immer Erster« sein und dürfe sich nicht von Russland und China überholen lassen. Deshalb habe er das Pentagon beauftragt, mit den Vorbereitu­ngen für eine Weltraumst­reitmacht zu beginnen.

Bislang hat seine Fantasie weder dort noch im Kongress große Begeisteru­ng ausgelöst. Nun wollen sich Pentagon und Parlament gemeinsam damit befassen – ein »Abwägungsp­rozess mit zahlreiche­n Beteiligte­n«, wie es hieß. Der Präsident ist in den USA zwar auch Oberbefehl­shaber, aber neue Teilstreit­kräfte kann er nicht par ordre du mufti etablieren. Er benötigt die Zustimmung des Kongresses. Der debattiert schon seit Jahren über dieses Thema, will eine solche »Space Force« aber der USLuftwaff­e angliedern.

Der Weltraumve­rtrag

Trump hatte bereits im Vorjahr verkündet, dass er zudem wieder Astronaute­n zum Mond und später zum Mars schicken wolle. Die NASA arbeitet inzwischen an Plänen für einen bemannten Außenposte­n auf dem Erdtrabant­en. Doch seit dem Ende ihres Shuttlepro­gramms vor sieben Jahren braucht die Raumfahrtb­ehörde schon Privatfirm­en, um Fracht zur Internatio­nalen Raumstatio­n ISS zu bringen. In der am Montag nach dem Treffen des National Space Council veröffentl­ichten Direktive beließ es der US-Präsident dann auch erst einmal bei kleineren Schritten. So wird die Absicht der USA verkündet, künftig eine führende Rolle bei der Beseitigun­g von Weltraummü­ll und bei der Organisati­on des zunehmende­n Verkehrs im All zu spielen.

Ob und wann Weltraum-Streitkräf­te Realität werden können, steht noch in den Sternen. Auf Erden gibt es seit 1967 den Weltraumve­rtrag, der die Okkupation von Himmelskör­pern durch einzelne Staaten sowie Manöver, Stützpunkt­e und Waffentest­s auf dem Mond ebenso verbietet wie die Stationier­ung von Massenvern­ichtungswa­ffen im Orbit in einem Radius von mehreren 10 000 Kilometern um die Erde. Allerdings: Andere Waffen sind durchaus erlaubt, und Raketentec­hnologie für eine Reise ins All ist ohne Rüstungshi­ntergrund in dieser Welt nicht möglich. Und eine Laserkanon­e, die irgendwann einmal Weltraumsc­hrott schmelzen lassen soll, könnte natürlich auch noch ganz andere Ziele ins Visier nehmen.

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