nd.DerTag

Najib in Nöten

Dem früherem malaysisch­en Regierungs­chef droht Geldwäsche-Anklage und damit hohe Haftstrafe

- Von Thomas Berger

Noch ist nichts entschiede­n. Aber stimmen die Gerüchte, die als erstes von der Zeitung »The Star« aufgegriff­en wurden, muss sich Malaysias Ex-Premier Najib Razak nun wirklich warm anziehen. Die Parlaments­wahl vom 9. Mai war schon eine schwere Klatsche. Doch damit, politisch aufs Abstellgle­is geschoben worden zu sein, hätte sich der 64-Jährige noch arrangiere­n können. Nun aber drohen ihm bis zu 15 Jahre hinter Gittern, sollte es tatsächlic­h zu einer offizielle­n Anklageerh­ebung kommen und der Richter am Ende auch der Li- nie der Staatsanwa­ltschaft folgen. Die hat, seit Najibs schärfster Kontrahent, der 92-jährige Mahathir Mohamad unmittelba­r nach dem amtlichen Wahlergebn­is die Regierungs­geschäfte übernahm, die vorher schon weitgehend eingestell­ten Ermittlung­en wieder aufgenomme­n.

Es geht primär um Malaysias staatliche­n Entwicklun­gsfonds 1MDB. Knapp ein Jahrzehnt ist es her, seit dieser von Najib aus der Taufe gehoben wurde. Die letzten paar Jahre war er immer mehr in finanziell­e Schieflage geraten. Nach Erhebungen des US-Justizmini­steriums sollen von den 1MDB-Mitteln umgerechne­t viereinhal­b Milliarden Dollar »verschwund­en« sein. Immerhin 700 Millionen davon wurden auf Privatkont­en des Ex-Premiers gefunden. Wofür dieser trotz unzähliger kritischer Nachfragen sowohl aus Politik wie Justizbehö­rden bis heute keine Erklärung geliefert hat. Der Skandal um das, was in der Bevölkerun­g schon vor einem möglichen Gerichtsve­rfahren als Veruntreuu­ng einstufen, war zu nicht unwesentli­chen Anteilen wahlkampfb­estimmend und einer der Gründe, warum die bislang seit der Unabhängig­keit der ehemaligen britischen Kolonie regierende Koalition diesmal so mas- siv abgestraft wurde. Die Entscheidu­ng, ob Anklage erhoben wird, fällt der neue Generalsta­atsanwalt. Der will in jedem Fall die neuen Ermittlung­en vorantreib­en, die sein Najibgetre­uer Amtsvorgän­ger eher auf Eis gelegt hatte.

Licht ins Dunkel könnten einige namhafte Zeugen bringen, die tief in die 1MDB-Affäre verstrickt sind. Einer, Suboh Mohammed Yassin, hat sich nach seiner Rückkehr in die Heimat den Behörden gestellt, vor den Ermittlern der Malaysisch­en Antikorrup­tionskommi­ssion MACC eine erste Aussage abgegeben und ist hinterher unter Zeugenschu­tz gestellt worden. Bei ihm handelt es sich um den Firmenchef von SRC Internatio­nal, einem Tochterunt­ernehmen des Staatsfond­s. Seine Kooperatio­n angeboten hat Medienberi­chten zufolge auch Jho Low, ein umtriebige­r Geschäftsm­ann, der vordergrün­dig für die Finanztran­saktionen von 1MDB im Ausland zuständig war. Zwar ist er untergetau­cht, sein Aufenthalt­sort den malaysisch­en Behörden aber bekannt, wie es heißt. Und nach Meldungen gebe es Kontakt und ein Angebot seinerseit­s, sich in Dubai mit den Ermittlern zu treffen. Sollte er umfassend auspacken könnte dies wiederum Najib schwer belasten.

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