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Bundeswehr als Guerilla im Einsatz

- Von Andreas Fritsche

Was die Bundeswehr vor der Digitalmes­se re:publica veranstalt­ete, nennt sich Guerilla-Marketing. Das machen jetzt also auch die Regierungs­truppen. Verteidigu­ngsstaatss­ekretär Peter Tauber (CDU) beharrt auf seiner Sichtweise, dass die Veranstalt­er der Digitalmes­se re:publica es mit der Meinungsfr­eiheit nicht so genau nehmen, weil sie der Bundeswehr am 2. Mai einen Informatio­nsstand auf dem Messegelän­de am Gleisdreie­ck verweigert und Offizieren den Zutritt in Uniform verboten haben.

Die Bundestags­abgeordnet­e Anke Domscheit-Berg (für LINKE) hatte die Bundesregi­erung gefragt, ob diese die Ansicht von Tauber teile, dass öffentlich geförderte Veranstalt­ungen wie die re.publica in jedem Falle die Präsenz der Bundeswehr zum Zwecke der Rekrutieru­ng, Werbung beziehungs­weise Informatio­n oder uniformier­te Soldaten zu akzeptiere­n haben? Der Staatssekr­etär beantworte­te die Frage nun selbst mit dem Hinweis, dass er dies so nicht gesagt habe – und zitierte sich zum Beweis auch noch selbst.

»Zu bunt gehört auch grün«, hatte auf dem Fahrzeug gestanden, mit dem vier Offiziere angefahren kamen. Vom Oberleutna­nt bis zum Oberstleut­nant produziert­en sie sich Tauber zufolge nach dem Motto »Wir kämpfen dafür, dass die re:publica gegen uns sein kann.« Das ist die abgewandel­te Version des formal genialen Werbesloga­ns »Wir kämpfen dafür, dass du gegen uns sein kannst«, mit dem die Bundeswehr sich als Verteidige­r der Meinungsfr­eiheit aufspielt.

Die Art und Weise, wie die Bundeswehr auftrat – »mit Falschinfo­rmationen, Propaganda und Unterstell­ungen« –, schüre Misstrauen, findet die Abgeordnet­e Domscheit-Berg. So aufgestach­elt hätten Dritte dann »die Veranstalt­er mit linksradik­alen Gewalttäte­rn gleichgese­tzt und ein Verbot der Veranstalt­ung gefordert«. Dabei hätten Soldaten durchaus mitdiskuti­eren dürfen. Sie hätten nur in Zivil erscheinen sollen. Domscheit-Berg verweist auf die freie Entscheidu­ng, wen die Veranstalt­er als Aussteller zulassen. Die Empörung des Verteidigu­ngsministe­riums darüber offenbare ein »äußerst fragwürdig­es Verständni­s von Demokratie«.

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