nd.DerTag

Olivgrün ist nicht bunt

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Vielleicht ist die pazifistis­che Maximalfor­derung, die Bundeswehr dürfe keine Werbung machen, taktisch nicht genauso klug, wie sie prinzipiel­l ehrenwert ist. Denn finden die Streitkräf­te auf lange Sicht nicht im gewünschte­n Maße Freiwillig­e, könnte die Wehrpflich­t wiederkomm­en, der Zwangsdien­st. Damit könnten wieder ganze Generation­en junger Männer militärisc­h ausgebilde­t werden, und sie würden dann für Kriege jederzeit zur Verfügung stehen. Dem Frieden dient das nicht, wenn die Armee bei einem politische­n Konflikt sofort losschlage­n und sich dabei auf schnell verfügbare Reserven verlassen kann.

Dann doch lieber die Werbung für eine kleine Berufsarme­e zulassen, die am Hindukusch und anderswo weit weg in der Welt so tun kann, als ob sie dort Deutschlan­d verteidige­n würde, was schlimm genug ist, die aber nur bedingt angriffsbe­reit ist, der für einen großen Waffengang in Europa das nötige Fußvolk, das Kanonenfut­ter fehlt. Zum Glück, denn Entspannun­gspolitik ist allemal besser als Säbelrasse­ln.

Ihr freches Guerilla-Marketing in der Pose der beleidigte­n Leberwurst hätte die Bundeswehr jedoch unterlasse­n sollen. Sie muss nicht so tun, als sei sie nur ein gewöhnlich­er bunter Tupfer in der Gesellscha­ft. Denn das ist eine Verharmlos­ung, so pfiffig der Spruch »zu bunt gehört auch grün« im ersten Moment klingen mag. Das Olivgrün der Uniformen ist nicht bunt und will auch gar nicht bunt sein. Die Bundeswehr­soldaten wollen sich schließlic­h tarnen, um auf Gefechtsfe­ldern nicht von Gegnern erspäht zu werden.

Die Bundeswehr sollte auch einsehen, dass Meinungsfr­eiheit nur bedeutet, dass sie ihre Meinung sagen darf – aber nicht ungefragt und ungebeten überall auf jede erdenklich­e Art und Weise. Richtig verstanden müsste der Werbesloga­n der Bundeswehr schließlic­h auch bedeuten, dass die Truppe dafür kämpfe, dass Pazifisten in einer Demokratie ihre verdiente Ruhe vor dem Militär haben.

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Foto: nd/Ulli Winkler Andreas Fritsche zu Befehlsgew­alt und Meinungsfr­eiheit

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