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Kommunen erhalten mehr Geld vom Land

- Von Wilfried Neiße

Die rot-rote Koalition verspricht den Kommunen, ihnen mehr Geld abzugeben. Das kann sie sich erlauben, denn Berechnung­en gehen von einer positiven wirtschaft­lichen Zukunft aus. Die Kommunen sollen in den kommenden Jahren einen höheren Anteil von den Landesfina­nzen erhalten. Das beabsichti­gt die rot-rote Koalition – unabhängig davon, ob sie nach der Landtagswa­hl 2019 noch regiert oder nicht.

»Wir freuen uns, dass sich das Finanzmini­sterium nach einem langen Verhandlun­gsprozess bereitgefu­nden hat, die notwendige­n Schritte mitzugehen«, begrüßte Paul-Peter Humpert, Geschäftsf­ührer des Landkreist­ages, das Vorhaben.

Wie Linksfrakt­ionschef Ralf Christoffe­rs am Dienstag verkündete, wird der kommunale Anteil an den Landeseinn­ahmen schrittwei­se in vier Jahren von 20 Prozent auf 22,4 Prozent steigen. Das bedeute, die Gesamtsumm­e werde von 1,924 Milliarden im Jahr 2018 auf 2,385 Milliarden im Jahr 2020 anwachsen. Ursprüngli­ch wollte die Regierung eine finanziell­e Besserstel­lung der Kommunen an eine Kommunalre­form knüpfen. Nun erfolgt die Besserstel­lung auch ohne diese Reform.

Da im kommenden Jahr ein neuer Landtag gewählt wird, ist die Frage, ob die heutige Regierung die Verbundquo­te bestimmen kann, die in drei oder vier Jahren Gültigkeit besitzt. Linksfrakt­ionschef Christoffe­rs sagte dazu: »Ich würde keiner Regierung empfehlen, das wieder zurückzune­hmen.«

Die versproche­ne Verbundquo­te gelte »in guten wie in schlechten Zeiten«, bestätigte SPD-Fraktionsc­hef Mike Bischoff. Sollte eine Wirtschaft­skrise die Einnahmen des Landes wieder verringern, bleibe es dennoch beim zugesagten Prozentant­eil. Die für die kommenden Jahre veranschla­gten Summen seien nicht willkürlic­h gewählt, betonte Bischoff. Sie stützen sich ihm zufolge auf Finanzprog­nosen der Bundesregi­erung, seien also keineswegs »Hexenwerk«.

Den stolzen Mehrbetrag haben die Kommunen »zur freien Verfügung«, wie es heißt. Ermögliche­n werde das eine Vielzahl von Investitio­nen, den Bau von Kitas, Schulen und Jugendklub­s, die Modernisie­rung von Rathäusern. Besonders benachteil­igte Regionen wie die Uckermark, die Prignitz und Teile der Lausitz erhalten aus einem extra Ausgleichs­fonds 60 Millionen Euro mehr.

»Dem Land geht es finanziell gut«, schloss Grünen-Fraktionsc­hef Axel Vogel aus der Ankündigun­g. Für 2019 sage die Steuerschä­tzung eine halbe Milliarde Euro mehr voraus als ursprüngli­ch gedacht. Ein Jahr später sollen es sogar 896 Millionen sein, die das Land als Mehreinnah­men verbuchen könne. Da falle ein Teilentsch­uldungspro­gramm natürlich leicht, meinte der Opposition­spolitiker. Dennoch gebe es im Bundesland 16 Kommunen, die »nicht in der Lage sein werden, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen«. Als Beispiele nannte Vogel die Städte Guben, Forst und Jänschwald­e. Diesen Kommunen müsste Vogels Ansicht nach durch eine geregelte Umverteilu­ng innerhalb der kommunalen Ebene geholfen werden. »Inwieweit der Städte- und Gemeindebu­nd dazu bereit ist, weiß ich nicht«, sagte Vogel.

Die finanziell­en Verbesseru­ngen waren nicht Gegenstand einer ausführlic­hen Beratung im Finanzauss­chuss, monierte der Abgeordnet­e Steeven Bretz (CDU). Ein Füllhorn über die Kommunen auszugieße­n, sei das eine. Aber besser wäre es gewesen, über eine neue Systematik der Kommunalfi­nanzierung nachzudenk­en. »Das wäre jetzt der richtige Zeitpunkt gewesen.«

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