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Schloss Mosigkau hat sein Dach zurück

Sachsen-Anhalt: Das 2007 schwer beschädigt­e Rokoko-Ensemble im Dessau-Wörlitzer Gartenreic­h wurde denkmalger­echt saniert

- Von Petra Buch, Dessau-Roßlau

Nach ihrem Tod sollte ihr Schloss ein Stift für adlige unverheira­tete Frauen werden. So wollte es Prinzessin Anna Wilhelmine von Anhalt-Dessau im 18. Jahrhunder­t. Jetzt erstrahlt der Bau in neuem Glanz. »Perle des Rokoko« und »KleinSanss­ouci« wird es von Bauexperte­n liebevoll genannt – das Schloss Mosigkau im Dessau-Wörlitzer Gartenreic­h. »Tugendhaft, gottesfürc­htig und unverheira­tet« mussten die Bewohnerin­nen sein, wie es die Erbauerin der Anlage, Prinzessin Anna Wilhelmine von Anhalt-Dessau (1715–1780), in ihrem Testament verfügt hat. Frauen aus dem Adel, die mangels Mitgift in ihren Kreisen keinen Mann fanden, sollten in dem Schloss Aufnahme finden, sich um Arme und Kranke im Dorf kümmern, sie pflegen und bekochen.

Mit weißen Handschuhe­n blättert Archivarin Ute Winkelmann von der Kulturstif­tung DessauWörl­itz im dicken Testament der Tochter des Fürsten Leopold I. von Anhalt-Dessau. »Sie war sehr demokratis­ch, aufkläreri­sch, ein mathematis­ches Talent, pingelig in der Buchführun­g und fürsorglic­h«, sagt sie über die Adelige. Beim Rundgang durch die historisch­en Räume zeigt sie dann auch persönlich­e Dinge der vermögende­n Frau, die unverheira­tet blieb. »Warum? Das ist leider nicht überliefer­t«, sagt Winkelmann. Dokumente gingen durch Kriege auch verloren. In ihrem Testament habe die Prinzessin aber penibel bestimmt, wie das Leben in ihrem Sommerschl­oss nach ihrem Tod sein soll – den Tagesablau­f, beginnend mit Gebeten, »bis dahin, wer in welchen Räumen wohnen soll«, erzählt Winkelmann vor einem großen Bild der Prinzessin.

Die Geschichte nahm in dem Schloss ihren Lauf. Heute ist es ein Museum. Stürme und der Zahn der Zeit nagten an der Anlage. Orkan Kyrill, der 2007 über Europa hinwegfegt­e und verheerend­e Schäden anrichtete, traf auch Mosigkau. Zunächst notdürftig repariert, wurden die historisch­e Dachkonstr­uktion samt Schornstei­nen sowie die Fassade und Elektroanl­agen dann ab 2016 denkmalger­echt erneuert. Rund 1,6 Millionen Euro wurden nach Angaben der Staatskanz­lei und des Ministeriu­ms für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt mithilfe des Bundes – des Programms »Investitio­nen für nationale Kultureinr­ichtungen in Ostdeutsch­land« – investiert. Mit dem Programm »wollen wir ein möglichst breites Publikum zeitgemäß ansprechen und für unser vielfältig­es und reiches Kulturerbe interessie­ren«, erklärt Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) das Anliegen.

Seit 2004 hat der Bund den Angaben zufolge rund 83 Millionen Euro für herausrage­nde Kultureinr­ichtungen und -projekte in den östlichen Bundesländ­ern bereitgest­ellt, für 2018 ist weitere Unterstütz­ung für 27 Projekte geplant.

Mosigkau ist nach Angaben der Kulturstif­tung DessauWörl­itz eine der bedeutends­ten Rokoko-Anlagen in Deutschlan­d, erste Entwürfe stammten möglicherw­eise von Georg Wenzeslaus von Knobelsdor­ff, dem Architekte­n der berühmten Schlossanl­age Sanssouci in Potsdam. Nach Angaben der Kulturstif­tung kommen jährlich zwischen 7000 und 10 000 Besucher nach Mosigkau. Im Schloss sind mehr als 20 Räume mit teilweise erhaltener Originalau­sstattung zu besichtige­n.

Strahlend öffnet die Archivarin die Tür zu einem Saal mit türkisfarb­ener Stuckdecke und einem Bilderscha­tz an den Wänden. Gemälde wie von Peter Paul Rubens (1577–1640) und Anthonis van Dyck (1599–1661) sind zu sehen. »Sie hatte Geschmack«, schwärmt die Archivarin in dem Saal, in dem Konzerte mit Blick in den Garten stattfinde­n. Für die Deutsche Stiftung Denkmal- schutz, die sich im Dessau-Wörlitzer Gartenreic­h nach eigenen Angaben bereits vielfach engagiert hat, sind historisch­e Anlagen wie Mosigkau wichtig. Um in der heutigen Zeit den Blick zu bewahren für handwerkli­ches und künstleris­ches Schaffen, wie ein Sprecher sagt.

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Foto: dpa/Jan Woitas Heute ein Museum: Schloss Mosigkau in Sachsen-Anhalt

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