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Brücke über den Atlantik

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Bundespräs­ident

Frank-Walter Steinmeier hat bei der Eröffnung des Thomas-Mann-Hauses in Los Angeles die Gemeinsamk­eiten zwischen Deutschlan­d und den USA trotz aller aktuellen Spannungen hervorgeho­ben. »Das Ringen um Demokratie, das Ringen um eine freie und offene Gesellscha­ft ist das, was uns, die Vereinigte­n Staaten und Deutschlan­d, auch weiterhin verbinden wird«, sagte er am Montagaben­d. Die Eröffnung sei »in diesen stürmische­n Zeiten auch ein wunderbare­r Augenblick für die Freundscha­ft zwischen unseren Ländern«.

Die ehemalige Villa des Schriftste­llers Thomas Mann soll künftig als transatlan­tische Begegnungs­stätte und Domizil für Stipendiat­en genutzt werden. Die Bundesregi­erung hatte das Anwesen 2016 gekauft, um es vor dem Abriss zu bewahren. Daran war Steinmeier als Außenminis­ter beteiligt. Als erste »Fellows« kommen jetzt unter anderen der Schauspiel­er Burghart Klaußner und die Soziologin Jutta Allmending­er nach Los Angeles. Bei der feierliche­n Einweihung am Montagaben­d war auch Frido Mann (77), ein Enkel des Dichters, zugegen.

Das Haus der Familie Mann war in den 1940er Jahren Treffpunkt aus Nazideutsc­hland emigrierte­r Intellektu­eller wie Theo-

»Wunderbare­r Augenblick in stürmische­n Zeiten«

Frank-Walter Steinmeier dor Adorno, Albert Einstein oder Lion Feuchtwang­er. Neben Werken wie dem Schlussban­d der Joseph-Trilogie und »Doktor Faustus« entstanden in Pacific Palisades auch zahlreiche Rundfunkbe­iträge für die BBC, in denen Thomas Mann die deutschen Hörer gegen die Nazidiktat­ur und für eine antifaschi­stische Kultur mobilisier­en wollte. 1944 wurde der Literat US-amerikanis­cher Staatsbürg­er. Die Enttäuschu­ng über die Washington­er Politik nach Kriegsende und die Kampagne des Senators Joseph McCarthy gegen vermeintli­ch kommunisti­sche Umtriebe ließen ihn aber in die Schweiz zurückkehr­en, wo er 1955 starb.

Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) ließ verlautbar­en, das Thomas-Mann-Haus solle »in Zeiten, in denen uns manches über den Atlantik hinweg trennt«, zu einem Ort des kulturelle­n und gesellscha­ftlichen Austauschs werden. Er betonte: »Die USA sind unser wichtigste­r Partner außerhalb Europas.«

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