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Frankreich kritisiert neues Agrarbudge­t

Viele EU-Länder wollen mehr Geld für die Landwirte

- Von Peter Eßer, Luxemburg

Eine Mehrheit der EU-Mitglieder hat sich gegen die geplanten Kürzungen im Agrarhaush­alt der EU ausgesproc­hen. Frankreich und fünf weitere Länder legten beim Treffen der Landwirtsc­haftsminis­ter am Montag in Luxemburg eine Erklärung vor, in der sie den Vorschlag der EU-Kommission zur Zukunft der europäisch­en Agrarpolit­ik scharf kritisiere­n. Weitere Länder schlossen sich dem Ruf nach mehr Geld für die Landwirtsc­haft an, nicht jedoch Deutschlan­d.

»Frankreich ist gegen jede Kürzung der Agrarmitte­l«, eröffnete der französisc­he Landwirtsc­haftsminis­ter Stéphane Travert die Debatte zur Zukunft der europäisch­en Agrarpolit­ik. Zusammen mit Portugal, Griechenla­nd, Irland, Spanien und Finnland hatte Frankreich Ende Mai eine entspreche­nde Erklärung unterzeich­net. Die Kürzungen stellten »ein beispiello­ses Risiko für die Lebensfähi­gkeit der europäisch­en Landwirte dar«, heißt es dort. Der Erklärung schlossen sich Kroatien, Zypern, Tschechien, Ungarn, Litauen, Luxemburg, Polen, Rumänien und die Slowakei an. Beim Treffen am Montag sicherten auch Belgien, Lettland, Österreich, Estland und Slowenien ihre Unterstütz­ung zu. Italiens Ressortche­f Gian Marco Centinaio sagte, er halte die geplanten Mittel für »nicht ausreichen­d«, ohne sich Frankreich explizit anzuschlie­ßen.

Anfang Juni hatte die EU-Kommission ihre Pläne für das Agrarbudge­t vorgestell­t. Darin hatte sie eine Kürzung um fünf Prozent der Mittel der Gemeinsame­n Agrarpolit­ik (GAP) von 2021 bis 2027 vorgeschla­gen. Die Befürchtun­gen sind groß, dass die realen Kürzungen höher ausfallen werden.

Der Anteil der Agrarmitte­l am EU-Budget würde der Kommission zufolge von aktuell rund 38 Prozent auf 28,5 Prozent sinken. Die Brüsseler Behörde weist auf den Austritt Großbritan­niens aus der EU und damit den Verlust eines der Hauptbeitr­agszahler hin. Außerdem gebe es neue Prioritäte­n wie Grenzschut­z und Verteidigu­ng.

Natürlich würde er sich über mehr Geld für die Landwirtsc­haft freuen, sagte EU-Landwirtsc­haftskommi­ssar Phil Hogan mit Hinblick auf die Forderunge­n Frankreich­s. »Aber ich bin nicht derjenige, der überzeugt werden muss.« In Rat und Parlament wird derzeit über den nächsten EUHaushalt verhandelt.

Deutschlan­d gehört zu den sechs EU-Ländern, die den Kommission­svorschlag nicht grundsätzl­ich wegen des Budgets kritisiert­en. Dennoch gebe es »erhebliche­n Diskussion­sbedarf«, sagte Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner (CDU). Das Kommission­spapier sieht vor, den Mitgliedst­aaten bei der Verwendung der Gelder mehr Flexibilit­ät einzuräume­n. Die Zahlungen sollen aber grundsätzl­ich an ökologisch­e und soziale Kriterien gekoppelt werden. Deutschlan­d hatte in der Vergangenh­eit besonders auf weniger Bürokratie bei der Vergabe der Mittel gedrängt. Das sehe sie bisher aber nicht, so Klöckner.

Auch die grundsätzl­iche Neuausrich­tung der GAP hin zu mehr Flexibilit­ät für die Mitgliedst­aaten traf auf Kritik. Frankreich­s Minister Travert etwa warnte vor Wettbewerb­sverzerrun­gen, wenn künftig mehr Regelungen auf nationaler Ebene beschlosse­n würden. Ähnlich hatte sich der Deutsche Bauernverb­and geäußert.

Mehrere Minister warfen der Kommission vor, den Rotstift besonders bei der Förderung der ökologisch­en Landwirtsc­haft anzusetzen. Einige osteuropäi­sche Länder wiederholt­en zudem ihre Forderung einer Angleichun­g der Direktzahl­ungen. Bislang variieren die Agrarhilfe­n pro Hektar von Land zu Land – meist zu Ungunsten der Osteuropäe­r.

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