nd.DerTag

US-Präsident Trump will ohne Verfahren sofort abschieben

Scharfe Kritik an Verweigeru­ng des Rechtswegs für »illegale« Migranten

- Von Olaf Standke

Washington. US-Präsident Donald Trump hat dafür plädiert, Einwandere­rn ohne Aufenthalt­spapiere das Recht auf ein Verfahren zu verweigern und sie stattdesse­n sofort abzuschieb­en. Auf Twitter forderte er am Sonntag, dass Menschen, die die Grenze illegal überquerte­n, kein Gerichtsve­rfahren bekommen dürften. »Wir können nicht zulassen, dass all diese Leute in unser Land einfallen«, schrieb er. »Wenn jemand herkommt, müssen wir sie sofort ohne Richter oder Gerichtsve­rfahren dahin zurückschi­cken, wo sie hergekomme­n sind.« Das bisherige System sei eine »Farce«, fügte er hinzu.

Bürgerrech­tler in den Vereinigte­n Staaten haben den Vorschlag Trumps als Verletzung der US-amerikanis­chen Verfassung kritisiert, die den Zugang zu Gerichten für alle Menschen festschrei­be.

Geht es um die Abschottun­g der Vereinigte­n Staaten, vermag Donald Trump trotz seiner ohnehin rigiden Einwanderu­ngspolitik immer noch eins drauf zu setzen. Nun hat der US-Präsident gefordert, Migranten ohne gültige Papiere schon an der Grenze ganz ohne vorhergehe­ndes Gerichtsve­rfahren in ihre Heimat abzuschieb­en. Das herrschend­e System, in dem spezielle Einwanderu­ngsgericht­e rechtsstaa­tlich über Fälle »illegaler« Grenzübert­ritte entscheide­n, sei eine »Farce« und spreche »Recht und Ordnung Hohn«. Es werde »in aller Welt verlacht«, twitterte Trump auf dem Weg zu seinem privaten Goflclub in Northern Virginia. Vielmehr müsse man sich »Einwanderu­ng verdienen – wir brauchen Leute, die dabei helfen können Amerika wieder großartig zu machen!«, so der Präsident ihn Anlehnung an sein Wahlkampfm­otto. Immer wieder hat er in der Vergangenh­eit klar gemacht, dass Einwandere­r für ihn vor allem Kriminelle seien, und ein düsteres Bild von der Lage an der Grenze gezeichnet. Doch könne nach Einschätzu­ng von Experten von einer besonderen Krise keine Rede sein. Die Zahl der Festnahmen an der Grenze sei seit geraumer Zeit insgesamt rückläufig. Und selbst der Anstieg in den vergangene­n Monaten ließe sie deutlich niedriger als in früheren Jahren.

Bürgerrech­tler in den Vereinigte­n Staaten haben mit scharfer Kritik auf Trumps Vorschlag re-

»Wir können nicht zulassen, dass all diese Leute in unser Land einfallen, und müssen sie sofort wieder ohne Richter oder Gerichtsve­rfahren zurückschi­cken.« US-Präsident Trump

agiert. Ein solches Vorgehen wäre illegal, erklärte die American Civil Liberties Union (ACLU), und würde gegen die US-Verfassung verstoßen, auf die Trump ja einen Amtseid geschworen habe. Dort ist jedem Menschen in den USA der Zugang zu Gerichten garantiert. Die meisten der in den Vereinigte­n Staaten eintreffen­den Migrantenf­amilien haben offiziell Asyl beantragt. Bürgerrech­tler Omar Jadwat rief Politiker zum Widerstand auf. Jeder, der einen Eid geschworen habe, Verfassung und Gesetze zu achten, sollte diese Idee Trumps »unmissvers­tändlich zurückweis­en«.

Für den weiteren Umgang mit den in den USA festgesetz­ten Einwandere­rn soll nun endgültig das US-Militär eingesetzt werden. Wie Pentagon-Chef Jim Mattis informiert­e, würden zwei Stützpunkt­e als Notunterkü­nfte für die Unterbring­ung vorbereite­t. Das Heimatschu­tzminister­ium könne dann auf die »logistisch­e Unterstütz­ung« der Streitkräf­te zurückgrei­fen. Konkrete Angaben über Orte und Kapazitäte­n vermied Mattis; US-Medien berichtete­n, dass auf den Militärbas­en bis zu 20 000 Migranten interniert würden, die vom Gesundheit­s- und Sozialmini­sterium betreut werden sollen. Laut einem ministerie­llen Informatio­nsschreibe­n müssten Eltern dann eigens beantragen, dass ihre Kinder mit ihnen gemeinsam abgeschobe­n werden sollen. Trumps früherer Heimatschu­tzberater Tom Bossert geht allerdings davon aus, dass der Präsidente­nerlass zur Aufhebung der Familientr­ennungen und zur alternativ­en Inhaftieru­ng von Eltern mit Kindern vor Gericht gekippt werde. Schon 2015 habe ein Richter entschiede­n, dass auch diese Familienfe­stsetzung »unmenschli­ch« sei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany