nd.DerTag

Afrika braucht andere Politik

Martin Ling über Günter Nookes richtige Einsichten ohne Folgen

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»Wir müssen uns klarmachen, dass wir eine wirklich ganz andere Afrikapoli­tik brauchen.« Die Aussage stammt nicht von irgendwem, sondern vom AfrikaBeau­ftragten der Bundesregi­erung höchstselb­st: Günter Nooke.

»Wenn die Menschen nur ausgebilde­t werden und dann keine Firma da ist, die sie anstellt, kein vernünftig­er Job für sie existiert, dann ist das eher ein Migrations­trigger. Das muss man so ehrlich sagen.« Die Aussagen fielen in einem Interview aus Anlass des Weltflücht­lingstages und lassen an Klarheit nichts zu wünschen übrig: Beide sind richtig. Dass Bildung und Ausbildung bei mangelnden Jobperspek­tiven im Heimatland erst recht motivieren, sein Glück anderswo zu suchen, ist empirisch gesichert.

»Warum kann man nicht auch in Afrika, nicht unbedingt in jedem Dorf, aber in vielen Städten, in Industriez­onen, in Industriep­arks oder Wirtschaft­ssonderzon­en für diese Menschen gute Arbeit finden?« Auf diese Frage von Nooke gibt es Antworten, die Nooke so wenig gibt wie die deutsche Entwicklun­gs- und die europäisch­e Handelspol­itik, von der Weltwirtsc­haftsordnu­ng gar nicht erst zu sprechen. Denn die Bedingunge­n für nachholend­e industriel­le Entwicklun­g sind schlecht. Weltweit stehen die Zeichen auf Handel zu eigenen Gunsten, auch wenn es nicht alle lauthals hinausposa­unen wie USPräsiden­t Donald Trump mit »America first«. Auch die Europäisch­e Union oder China gewähren den afrikanisc­hen Ländern nicht die notwendige­n asymmetris­chen Handelsbed­ingungen, die den Aufbau dortiger Industrien begünstige­n würden. Von dieser ganz anderen Afrikapoli­tik ist bei Nooke nicht die Rede, doch sie ist es, die gebraucht wird.

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