nd.DerTag

Plagegeist­ern machte Trockenhei­t wenig aus

Trotz des heißen Sommerbegi­nns drangsalie­ren aktuell Mückenschw­ärme die Menschen im Freien

- Www.mueckenatl­as.de

Fußballfan­s müssen hart im Nehmen sein: Beim Anschauen der Weltmeiste­rschaftssp­iele im Freien sehen Mücken in ihnen das gefundene Fressen und piesacken, was das Zeug hält.

Müncheberg. Wer in diesen Tagen die Spiele der Fußballwel­tmeistersc­haft im Freien schaut, sollte Vorkehrung­en treffen. Um die Attacken von angriffslu­stigen Mücken abzuwehren, empfehlen sich lange Kleidung und auch Mückenschu­tzmittel. Die vielerorts wochenlang­e Trockenhei­t hat den Wärme liebenden Plagegeist­ern nichts ausgemacht, sagt Doreen Walther, Mückenexpe­rtin im LeibnizZen­trum für Agrarlands­chaftsfors­chung (ZALF) in Müncheberg (Märkisch-Oderland). »Auch wenn es nicht viel geregnet hat, Regentonne­n, Blumenunte­rsetzer und auch Tümpel oder Sölle auf Feldern sind nicht ausgetrock­net. Für die Eiablage der Mücken reicht auch wenig Wasser«, erklärt sie.

Zudem würden die Wasserrese­rvoirs während der aktuellen, feuchten Witterung aufgefüllt. Ihren Untersuchu­ngen zufolge sind die sogenannte­n Frühjahrsm­ücken – also jene, die in Kellern oder auf Dachböden überwinter­t haben – inzwischen durch. Bei den stechenden Hausmücken schwirre bereits die dritte oder vierte Generation des Jahres umher, schätzt die Biologin. Brandenbur­ger und Berliner seien von den angriffslu­stigen Insekten allerdings längst nicht so geplagt wie die Menschen in Bayern, Baden-Württember­g, Sachsen oder Thüringen. »Dort hat es deutlich mehr Niederschl­ag und teilweise sogar Überschwem­mungen gegeben – ein Paradies für Mücken«, sagt die Wissenscha­ftlerin. Bis zum Ende der Fußball-WM Mitte Juli müssten Sportfreun­de mit dem Mücken-Ansturm auf jeden Fall noch leben – genau wie alle anderen, die ihre Freizeit bei schönem Wetter gerne draußen verbringen, etwa beim Grillen, in Open-Air-Kinos oder beim Baden am See. Wie sich die Population danach entwickelt, lasse sich noch nicht prognostiz­ieren. »Weiter als die Meteorolog­en können wir auch nicht vorausscha­uen. Bleibt der Sommer warm und feucht, begünstigt das das Schlüpfen weiterer Exemplare. Das müssen wir abwarten«, erklärt Walther.

Dass es aktuell viele Mücken gibt, zeige sich auch an der Zahl der Einsendung­en für den Mückenatla­s. »Wir haben in diesem Jahr bereits gut 1000 Einsendung­en mit rund 3500 Tieren erhalten«, sagt die Mückenexpe­rtin. Das seit 2012 im Aufbau befindlich­e Portal liefert wertvolle Hinweise auf die Verbreitun­g der heimischen Stechmücke­narten und auf eventuell in Deutschlan­d »zuwandernd­e« exotische Arten. Darunter können auch solche sein, die Krankheits­erreger auf den Menschen übertragen können.

Bereits jetzt ersichtlic­h sei, dass die sogenannte­n invasiven, also eingewande­rten Arten, von Süddeutsch­land aus weiter auf dem Vormarsch sind. »Aus Thüringen und Hessen haben wir neue Exemplare der Asiatische­n Tigermücke zugeschick­t bekommen.« Die aus den Tropen stammende Art gilt eigentlich als nicht frostresis­tent, hat den vergangene­n, strengen Winter aber offenbar gut überstande­n. Wer möchte, kann beim Mückenatla­s mitmachen: Jeder kann in seinem Wohnbereic­h vorkommend­e Mücken einfangen und an das ZALF schicken. Dort wird die Art bestimmt und kartiert.

 ?? Foto: dpa/Patrick Pleul ?? Eingewande­rte Mückenarte­n können Krankheite­n übertragen.
Foto: dpa/Patrick Pleul Eingewande­rte Mückenarte­n können Krankheite­n übertragen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany