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Korallendo­ktoren aus Stralsund helfen Malediven

Mecklenbur­g-Vorpommern: Mitarbeite­r des Meeresmuse­ums engagieren sich für die Rettung von gefährdete­n Riffen

- Von Martina Rathke, Stralsund

Seit Mitte der 1990er Jahre ziehen Experten des Stralsunde­r Meeresmuse­ums Korallen für die eigenen Aquarien nach. Diese Erfahrunge­n können bei der Wiederansi­edlung von Korallen in der Natur nützen. Mitarbeite­r des Deutschen Meeresmuse­ums helfen bei der Rettung von gefährdete­n Korallenri­ffen vor den maledivisc­hen Inseln. Als Korallendo­ktoren sind Aquarienle­iterin Nicole Kube und ihr Kollege Mirko Becker seit drei Jahren regelmäßig vor Ort, um ihr Fachwissen bei der Vermehrung tropischer Korallen an Einheimisc­he weiter zu geben. »Wir können mit unserer Arbeit nicht die Korallenri­ffe retten, aber dazu beitragen, dass zumindest ein Teil der Schäden ausgeglich­en wird«, erklärte Kube.

Seit Mitte der 1990er Jahre zieht das Stralsunde­r Museum Korallen für die eigenen Aquarien nach. »Inzwischen züchten wir 98 Prozent unseres Aquarienbe­satzes selbst«, sagte Kube. Diese Erfahrunge­n in der Zucht könnten bei der Wiederansi­edlung von Korallen in der freien Natur angewandt werden. Eine dieser Tage eröffnete Ausstellun­g im Meeresmuse­um informiert über die Aktivitäte­n der »coral doctors«. Anlass ist das Internatio­nale Jahr des Riffes.

Korallenri­ffe zählen zu artenreich­sten Lebensräum­en der Erde, sie gelten deshalb als »Regenwälde­r der Meere«. Nach Angaben des Meeresmuse­ums sind inzwischen rund 30 Prozent aller Korallenri­ffe der Erde zerstört. Der durch den Klimawande­l verursacht­e Anstieg der Wassertemp­eraturen in Teilen der Ozeane führe zur sogenannte­n Korallenbl­eiche, mit der Folge, dass Korallen innerhalb weniger Tage absterben. Auch Bautätigke­iten, verschmutz­te Abwässer, die Überfischu­ng und die Versauerun­g der Meere sorgten dafür, dass es den Korallenri­ffen schlechter gehe.

Eine Möglichkei­t zur Rettung der Riffe sind Wiederanpf­lanzungsma­ßnahmen. »Doch dabei passieren oft Fehler«, sagte Kube. In einem Korallenzu­chtraum des Meeresmuse­ums, der einer Unterwasse­r-Baumschule gleicht, werden rund 50 Korallenar- ten erfolgreic­h über Setzlinge für die eigenen Aquarien vermehrt. Die Stralsunde­r schulen die Malediver, wie Setzlinge aus abgebroche­nen Korallente­ilen gezogen werden und wie sie auf »Mini-Riffen« oder in Metallkäfi­gen im Meer verankert werden können, damit sie auch »anwachsen«. Vor zwei Jahren hatte die Korallenbl­eiche auch Riffe an zwei der vier vom Meeresmuse­um betreuten maledivisc­hen Inseln zerstört. »Das war ein herber Rückschlag«, sagte Kube. Korallen sind sehr temperatur­empfindlic­h. Steige die Wassertemp­eratur über 30 Grad Celsius, sterben Algen an den Korallen ab, die zu 90 Prozent für den Korallen-Stoffwechs­el zuständig seien. Die eigentlich farbenpräc­htigen Korallen würden zunächst weiß und dann innerhalb weniger Tage verenden.

In der Ausstellun­g informiert das Meeresmuse­um über die Arbeit der Stralsunde­r »coral doctors« und zeigt ein tausendfac­h vergrößert­es Modell eines Korallenpo­lypen. Die überdimens­ionale und dennoch naturgetre­ue Nachbildun­g mache auch die Algen sichtbar, mit denen Korallen in Symbiose leben, sagte Ausstellun­gskuratori­n Dorit Liebers-Helbig. Zudem wurde der fünf Meter große Korallenri­ffpfeiler um neue Ausstellun­gsstücke wie eine Riesenmurä­ne ergänzt.

Die Malediver lernen, wie Setzlinge aus abgebroche­nen Korallente­ilen gezogen werden.

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Foto: dpa/Sauer Auch eine Muränenpla­stik gehört zum künstliche­n Korallenri­ff, mit dem das Meeresmuse­um Stralsund über die Bedrohung der Riffe informiert.

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