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Google startet eigenen Bezahldien­st

- Von Haidy Damm

Gemeinsam mit der Commerzban­k und zwei Online-Banken will Google das Bezahlen per Smartphone in Deutschlan­d aus seiner bisherigen Nische holen. Und weitere Daten sammeln. Tausche Daten gegen Dienste – dieses Prinzip hat Google seit seinem Start stetig optimiert. Seit Dienstag bietet der Internetko­nzern nun auch in Deutschlan­d den Bezahldien­st Google Pay an. Rund 81 Prozent der Menschen in Deutschlan­d nutzten im Herbst 2017 ein Smartphone, rund drei Viertel der Geräte hierzuland­e sind mit dem Google-Betriebssy­stem Android ausgestatt­et. Einen Teil dieser Nutzer will Google nun für seinen Bezahldien­st gewinnen.

Voraussetz­ung ist, dass sich Nutzer bei Google Payments registrier­en und ein Google Payments-Konto erstellen, das mit ihrem bisherigen Google-Konto verknüpft wird. Im Geschäft müssen die Kund*innen dann lediglich ihr Gerät an ein entspreche­ndes Terminal halten. Im Laden muss die Kassentech­nik dafür kontaktlos­es Bezahlen per NFC-Funk unterstütz­en – ein großer Teil der Terminals in Deutschlan­d wurde bereits entspreche­nd umgerüstet.

Als Bezahlmögl­ichkeit beim Onlineshop­ping gibt es Google-Pay auch in Deutschlan­d schon länger. Vor drei Jahren hat der Konzern den Smartphone-Bezahldien­st in den USA gestartet, Deutschlan­d ist das 19. Land, in dem er genutzt werden kann. Hierfür arbeitet Google Pay mit den Kreditkart­enkonzerne­n Mastercard und Visa zusammen sowie der Commerzban­k mit ihrer Tochterges­ellschaft comdirect und den Online-Banken N26 und Boon. Folgen sollen laut Google demnächst die Landesbank Baden-Württember­g und die digitale Bank Revolut.

Anders als beim Smartphone­Bezahldien­st des Apple-Konzerns, der einen Anteil von 0,15 Prozent von den Transaktio­nen behält, verdient Google nach eigenen Angaben nicht an den Transaktio­nen. Dem Internetko­nzern gehe es darum, Geschäfte zu ermögliche­n und sein Betriebssy­stem Android möglichst attraktiv zu machen, betonte Google-Manager Philipp Justus.

Seinen Profit macht Google weiter mit den Daten. Zwar beteuert der Konzern, Nutzerdate­n verwende man lediglich dafür, um eine ausführlic­he Rechnung zu erstellen. Laut eigenen Datenschut­zbestimmun­gen umfassen diese aber nicht nur Datum, Uhrzeit und Betrag der Transaktio­n sowie den Händlersta­ndort, sondern auch die Händlerbes­chreibung zur gekauften Ware und Fotos, die die Nutzer*innen beigefügt haben. Diese Daten kann der Konzern hinzufügen zu den Daten, die er von Nutzer*innen einer Google-E-Mail bereits sammelt. Diese, einschließ­lich der von Drittanbie­tern eingeholte­n Informatio­nen, stehen zudem allen Tochterges­ellschafte­n des Konzern zur Verfügung.

Vorerst ausgeschlo­ssen sind iPhone-Besitzer: Die NFC-Schnittste­lle der Telefone ist bisher nur für den hauseigene­n Dienst Apple Pay zugänglich. Google überholt damit den Konkurrent­en auf dem deutschen Markt. Der iPhone-Konzern hat seit Herbst 2014 ein ähnlich funktionie­rendes Bezahlsyst­em für seine Telefone und Computer-Uhren, das schrittwei­se auch in europäisch­en Ländern eingeführt wird. Über einen anstehende­n Start von Apple Pay in Deutschlan­d wurde bereits mehrfach spekuliert, er blieb jedoch bisher aus.

Ob das mobile Bezahlen angenommen wird, bleibt fraglich. Zum einen, weil Googles Sammelwut in Europa auf Kritik stößt. Zum anderen, weil Verbrauche­r*innen in Deutschlan­d noch immer am liebsten mit Bargeld bezahlen: Drei Viertel ihrer Einkäufe begleichen sie mit Scheinen und Münzen.

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