Deutschland scheidet aus
DFB-Elf verliert 0:2 gegen Südkorea
Kasan. Bei der Fußball-WM 2018 in Russland wird auf jeden Fall ein neuer Weltmeister gekürt. Das steht seit Mittwoch fest, da Titelverteidiger Deutschland aus dem Turnier ausschied. Ein schwaches 0:2 (0:0) gegen Außenseiter Südkorea mit zwei späten Toren der Asiaten besiegelte das überraschende deutsche Vorrundenaus. Schweden hatte im Parallelspiel Mexiko mit 3:0 bezwungen und sich den ersten Platz in der Gruppe F gesichert. Doch dank der Niederlage Deutschlands erreichten auch die Mexikaner das Achtelfinale. Deutschland fiel sogar noch hinter die Südkoreaner auf den letzten Gruppenplatz zurück.
»Es ist ein ganz bitterer Abend für uns und alle deutschen Fußballfans zu Hause«, sagte Verteidiger Mats Hummels direkt im Anschluss an die enttäuschende Partie. Es ist das erste Mal, dass eine deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei einer WM schon nach der Vorrunde die Heimreise antreten muss. Allerdings ist die Elf des Deutschen FußballBundes (DFB) damit nicht allein. Bei vier der vergangenen fünf Weltmeisterschaften schied der Titelverteidiger bereits am Ende der Gruppenphase aus.
Die Reise ist beendet: Der Weltmeister muss nach zwei späten Gegentreffern durch Kim und Son nach Hause fahren. Auch die Südkoreaner sind ausgeschieden. Es hatte sich bereits in den ersten beiden Partien angedeutet, am Dienstag wurde es Realität. Titelverteidiger Deutschland verpasst nach einem 0:2 gegen Südkorea das Achtelfinale bei der Fußballweltmeisterschaft 2018. Der Weltmeister ist draußen, nach einem undankbaren Match gegen die mit Mann und Maus verteidigenden Koreanern.
Die Gruppenkonstellation war kompliziert, alle vier Mannschaften in der Gruppe F konnten noch aufs Achtelfinale hoffen. Für den DFB war für ein sicheres Weiterkommen ein Sieg mit mindestens zwei Treffern Differenz Pflicht, Bundestrainer Joachim Löw hatte einen Sieg »in aller Klarheit« verlangt. Zum Erreichen dieses Ziels schickte er in der Kasan-Arena eine DFB-Elf auf den Rasen, die sich auf gleich fünf Positionen von der Startelf gegen Schweden unterschied. Mats Hummels kehrte nach überstandener Verletzung zurück, neben ihm in der Innenverteidigung gab Niklas Süle sein WM-Debüt. Auch die Weltmeister Mesut Özil und Sami Khedira gehörten nach einem Spiel Pause wieder zur Startformation. Und auf der rechten Offensivseite durfte Leon Goretzka ebenfalls erstmals bei diesem Turnier ran: Der Neu-Bayer ersetzte Thomas Müller. Der Publikumsliebling musste nach zwei durchwachsenen WM-Auftritten zunächst auf der Bank Platz nehmen.
In der neuen DFB-Formation lief es anfangs ganz ordentlich. Es ging viel über die rechte Seite, wo Goretzka fleißig, aber nicht immer geschickt agierte. Zwei, drei Hereingaben missglückten, einmal legte er sich den Ball zu weit vor. Am und im Strafraum ließen die Südkoreaner nur wenig zu. Sie spielten abwartend. Immerhin wusste man Superangreifer Heung-min Son von den Tottenham Hotspurs in den Reihen. Der 50-Millionen-Euro-Mann war Koreas Spieler für die Tore. Sie überließen den Deutschen das Spiel, bei denen Mesut Özil das Spiel aus der Mitte heraus klug anleitete.
Die Deutschen kontrollieren das Geschehen, die Koreaner aber hatten die besseren Chancen: Fast hätte die DFB-Elf zurückgelegen, als Torwart Manuel Neuer der Ball nach einem Freistoß von Wooyoung Jung versprang und Son herangeprescht Kam. In letzter Sekunde wirft Neuer noch die Hand dazwischen – dem 0:1 gerade noch entkommen. In der 25. Minute zieht Son aus dem Strafraum ab, der Ball segelt knapp über die Latte.
Nach dem Wechsel legten die Deutschen eine Schippe drauf: Einen schönen Kopfball Goretzkas kann Torwart Cho gerade noch um den Pfosten lenken, kurz darauf verzieht Timo Werner aus dem Rückraum knapp. Derweil kommt schlechte Kunde aus Jekaterinburg: Schweden führt 1:0, Deutschland wäre ausgeschieden. Löw wechselt, der schwache Khedira muss runter, Stürmer Mario Gomez soll vorne Lücken reißen. Einem Konter über Werner und Özil kann Kroos mit links nicht richtig abschließen, derweil fällt das 2:0 der Schweden (60.). Den Deutschen würde ein 1:0 reichen, falls aber Mexiko trifft, müsste mindestens ein 2:0 her. Kein Grund zur Panik, oder?
Beim DFB kommt Müller für Goretzka ins Spiel, doch mehr Souveränität zieht nicht dadurch ein. Mit einem Fehlpass leitet Müller einen Konter ein, bei dem es nur dem Unvermögen von Mittelfeldmann Soon zu verdanken ist, dass es noch Unentschieden steht, Hummels klärt.
Südkorea wird gefährlicher, die Deutschen greifen weiter an. Gomez kommt völlig allein vorm Tor zum Kopfball – direkt in die Hände von Koreas Torwart Cho (68.). Während die Zeit verrinnt, kommen die Südkoreaner zu Konterchancen, von denen Süle und Hummels viele zu unterbinden wissen. In der 77. Minute taucht Son allein vor Neuer auf, verfehlt das Tor knapp. 0:0, dem Weltmeister droht weiterhin das Aus- scheiden. 48 835 Zuschauer ahnen, dass eine Sensation in der Luft liegt.
Die Koreaner igeln sich im Strafraum ein, die DFB-Elf kommt nicht dagegen an. Reus schießt übers Tor (82.), Kroos auch (84.), mittlerweile haben die Faktoren Zufall und Glück wieder eine Bedeutung. Letzteres hat Hummels nicht, er verpatzt einen Kopfballchance (86.). Kroos zieht aus 20 Metern ab, aber Cho hält. Dann nimmt das Unheil seinen Lauf: Zwei Mal werden die Deutschen ausgekontert: Erst trifft Kim zum 1:0 (90.+2) nach Videobeweis, dann auch Son zum 2:0, als Neuer sein Tor verlassen hat.