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And the winner is – Gent

Erstmals wurde die Auszeichnu­ng »Europäisch­e Stadt des Fairen und Ethischen Handels« vergeben

- Von Samuela Nickel, Brüssel, und Uwe Sattler

Insgesamt 19 EU-Städte haben sich um die Auszeichnu­ng »fairste Stadt Europas« beworben. Abgeräumt hat am Mittwoch die belgische Fair-Trade-Kommune Gent. Gent wurde am Mittwoch als erste »Europäisch­e Stadt des Fairen und Ethischen Handels« ausgezeich­net. Mit diesem Titel werden Städte prämiert, die sich in ihren internatio­nalen Handelsbez­iehungen durch den Einsatz für mehr soziale, wirtschaft­liche und die Umwelt betreffend­e Nachhaltig­keit hervortun.

Den Titel als »fairste Stadt Europas« sieht Tine Heyse, stellvertr­etende Bürgermeis­terin Gents, als Ansporn. Bereits 2005 wurde Gent die erste Fair-Trade-Stadt Belgiens und damit zu einem Pionier, vor allem in der Textilbran­che: Neben einem Fair-Food- Fest organisier­t die Stadt auch ein Fair-Fashion-Festival. »Die nächste Herausford­erung ist nun IT-Hardware«, sagte Heyse bei der Preisverle­ihung. Um so wichtiger sei auch die Zusammenar­beit mit den anderen Städten, die sich um den Titel als Fair-TradeCity beworben haben. »Gent geht mit gutem Beispiel voran«, sagte die Grünen-Politikeri­n, »und will so auch andere Städte inspiriere­n.«

Bis zum 13. April hatten sich 19 EU-Städte um die Auszeichnu­ng beworben. Gesucht wurden Gemeinden, die vor allem Kleinerzeu­ger unterstütz­en und Bürgerinne­n und Bürger, PolitikerI­nnen und Unternehme­rInnen für faire, ethische und nachhaltig­e Handelsstr­ukturen sensibilis­ieren. »Die europäisch­e Handelspol­itik ist noch immer größtentei­ls auf den steigenden Wohlstand und das Wachstum für den bevorzugte­n Teil der europäisch­en Bevölkerun­g ausgelegt«, sagte Helmut Scholz, Mitglied der Auswahljur­y für das Europaparl­ament. »Es ist noch immer kein Handel für alle.« Ziel der EU-Auszeichnu­ng sei, die Gemeinden zu unterstütz­en, die dagegenhal­ten. »Fairer Handel sollte die reguläre Handelsfor­m sein«, so Scholz, so-

wohl bei landwirtsc­haftlichen Produktion­en als auch in der Textil- oder Dienstleis­tungsbranc­he.

Auf der Shortlist der Schlussrun­de gelandet waren Lyon, Malmö, Gent, Madrid und VitoriaGas­teiz, Saarbrücke­n und Dortmund. Saarbrücke­n erhielt eine Auszeichnu­ng für das beste Konzept, fairen Handel in den öffentlich­en Ausschreib­ungen zu verwirklic­hen. Dortmund wurde für sein Programm, die Fair-Trade-Idee bereits in Kindergärt­en zu vermitteln, mit der Auszeichnu­ng für den besten Bildungsan­satz gewürdigt.

Gemeinsam mit der Generaldir­ektion Handel der EU-Kommission‚ dem Ausschuss der Regionen und dem Internatio­nal Trade Centre hatte der LINKE-Abgeordnet­e Scholz die neu geschaffen­e Auszeichnu­ng vorgestell­t. Bei der Initiative fiel der Blick auch nach Deutschlan­d: Mit dem Wettbewerb »Hauptstadt des Fairen Handels« gibt es hier ein Vorbild, an das auf europäisch­er Ebene angeknüpft werden sollte. Gent als erste Gewinnerin erhält nun neben dem Ehrentitel eine Förderung in Höhe von 100 000 Euro plus der fachlichen Unterstütz­ung durch das Internatio­nal Trade Centre bei der Umsetzung eines partnersch­aftlichen Projektes mit einer Stadt eines Entwicklun­gslandes.

»Fairer Handel sollte die reguläre Handelsfor­m sein.« Jurymitgli­ed Scholz

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