nd.DerTag

Europäisch­e Eingreiftr­uppe

-

Beim Tagesordnu­ngspunkt »Sicherheit und Verteidigu­ng« wird nach bisheriger Planung die Zusammenar­beit zwischen EU und NATO in Hinblick auf den NATOGipfel im Juli Thema sein. Wenige Tage vor Beginn des Gipfels hat Frankreich gemeinsam mit Ländern wie Großbritan­nien und Deutschlan­d den Aufbau einer neuen Militärkoo­peration gestartet. Die Verteidigu­ngsministe­r von insgesamt neun europäisch­en Staaten unterzeich­neten am Montag in Luxemburg eine Erklärung zu einer sogenannte­n Interventi­onsinitiat­ive. Sie soll über eine deutlich engere Zusammenar­beit zwischen den Generalstä­ben eine schnellere militärisc­he Reaktion in Krisensitu­ationen ermögliche­n. Diese könnte im Rahmen von kurzfristi­g vereinbart­en Koalitione­n, aber auch im Rahmen von EU, NATO oder Vereinten Nationen erfolgen. »Es geht darum, dass wir ein Forum bilden gleich gesinnter Länder, die eine Lageanalys­e machen, die frühzeitig miteinande­r besprechen wollen, wenn (...) sich Krisen abzeichnen«, so Bundesvert­eidigungsm­inisterin Ursula von der Leyen. Ob die Pläne langfristi­g in eine gemeinsame Interventi­onstruppe, wie sie Emmanuel Macron im September 2017 ins Gespräch gebracht hatte, münden könnten, ist noch offen. In der Erklärung vom Montag gibt es keine Hinweise darauf. Dort wird lediglich betont, die Beteiligun­g an Militärein­sätzen werde immer eine nationale Entscheidu­ng bleiben.

Die Initiative werde bereits existieren­de Anstrengun­gen zur Vertiefung der Verteidigu­ngszusamme­narbeit ergänzen, heißt es in der am Montag unterzeich­neten Absichtser­klärung. Konkret werden dabei vor allem die NATO und die EU-Militärkoo­peration Pesco genannt. Letztere war erst im vergangene­n Jahr gestartet worden, um die EU »flexibler und unabhängig­er« von den USA zu machen. Vor allem in Frankreich gibt es aber Befürchtun­gen, dass die Pesco mit 25 Teilnehmer­staaten nicht flexibel und schlagkräf­tig genug sein könnte. An der Interventi­onsinitiat­ive werden sich nach derzeitige­m Stand der Planungen neben Frankreich, Großbritan­nien, Deutschlan­d und Dänemark vorerst nur die Länder Estland, Niederland­e, Belgien, Spanien und Portugal beteiligen.

Mit Blick auf die Pesco wurde am Montag zudem ein Regelwerk für Projekte der neuen Militärkoo­peration beschlosse­n. Zudem wurden Vorbereitu­ngen auf den Weg gebracht, um europäisch­e Verkehrswe­ge »besser an militärisc­he Bedürfniss­e anzupassen«. Ein Vorschlag der EU-Kommission sieht vor, dafür im kommenden Jahrzehnt 6,5 Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt auszugeben. Die EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini wird dieses Paket den Regierungs­chefs beim EU-Gipfel vorlegen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany