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Balkanländ­er wollen keine Lager

- AFP/nd.

Belgrad. Im Streit über die Reform der europäisch­en Migrations­politik lehnen die Balkanländ­er Aufnahmeze­ntren für Flüchtling­e auf ihrem Boden ab. »Wir werden niemals solche EU-Flüchtling­slager akzeptiere­n«, sagte der albanische Ministerpr­äsident Edi Rama der »Bild«-Zeitung. In der vergangene­n Woche hatte die albanische Justizmini­sterin Etilda Gjonaj noch bei einem Besuch in Brüssel gesagt, es werde Gespräche über solche Asylzentre­n geben. Österreich­s Bundeskanz­ler Sebastian Kurz und auch EU-Parlaments­präsident Antonio Tajani hatten sich zuletzt für die Einrichtun­g von Aufnahmela­gern außerhalb der derzeitige­n EUAußengre­nze ausgesproc­hen. Dort könnte entschiede­n werden, wer Asyl erhält und wer zurückgesc­hickt werden muss.

Bislang hat sich allerdings kein Land bereit erklärt, solch ein Lager auf seinem Staatsgebi­et einzuricht­en. Vor dem albanische­n Ministerpr­äsidenten Rama hatten zuletzt auch Spitzenpol­itiker in Mazedonien und Bosnien-Herzegowin­a solche Zentren ausgeschlo­ssen. Mazedonien könne wie bisher nur Transitlan­d, aber in keinem Fall ein Ort für den längeren Aufenthalt von Flüchtling­en sein, hatte Innenminis­ter Oliver Spasovski wiederholt unterstric­hen. Der Regierungs­chef des jüngsten EU-Mitglieds Kroatien, Andrej Plenkovic, hatte nach Rückkehr vom Migrations­spitzentre­ffen am vergangene­n Sonntag in Brüssel gesagt, es werde in der Nachbarsch­aft seines Landes keine Asylzentre­n geben.

Rama sagte nun, selbst wenn seinem Land ein EU-Beitritt als Gegenleist­ung für Asylzentre­n versproche­n werde, werde er solchen Einrichtun­gen nicht zustimmen. In den letzten Wochen hatte es in vielen Medien Spekulatio­nen gegeben, Albanien sei durch seinen Zugang zur Adria ein natürliche­r Ort für die geplanten Flüchtling­slager außerhalb der EU-Grenzen. Am Dienstagab­end hatte die EU den Start von Beitrittsv­erhandlung­en mit Albanien und Mazedonien unter Auflagen beschlosse­n.

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