nd.DerTag

Frontexdic­ht

Uwe Kalbe über die Beschlüsse des EU-Gipfels zur Asylpoliti­k

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Kann der Brüsseler Gipfel den Streit der Unionspart­eien in Deutschlan­d, kann er die Regierungs­krise beenden? Das ist die erste Frage, die sich in der öffentlich­en Debatte erhebt, nachdem der Europäisch­e Rat seine Einigung in der Flüchtling­spolitik erzielt hat. Für die entscheide­nde Frage bleibt deshalb keine Zeit: Was trägt die Brüsseler Übereinkun­ft zur Beendigung der Flüchtling­skrise, zur Beseitigun­g der Fluchtursa­chen bei?

Es ist Konsens der Regierungs­politik in Deutschlan­d, dass eine gute Stimmung im eigenen Land allemal wichtiger ist als der Überlebens­kampf außerhalb Europas. Und es ist nicht das Schlussdok­ument von Brüssel nötig gewesen zu dokumentie­ren, dass dieser Konsens EU-weit gilt. Außengrenz­en werden frontexdic­ht, Schlepper statt Fluchtursa­chen bekämpft und Menschen für ihre Flucht durch Internieru­ng bestraft. NGORettung­sschiffe im Mittelmeer dürften die Einsätze der libyschen Küstenwach­e nicht stören, heißt es drohend. Fluchtursa­chenbekämp­fung? Zusammenar­beit mit Afrika? Gibt es in Form von Lagern, für deren Betreiben Kooperatio­nswillige bestochen werden sollen, damit sie erledigen, was die EU für unzumutbar hält. Und Kooperatio­n gibt es, dort, wo es Europa nicht weh tut. Geld soll fließen, auch für zivilgesel­lschaftlic­hes Engagement und die Gleichbere­chtigung der Frau. Die Benachteil­igung Afrikas mit ihren verheerend­en ökonomisch­en Folgen hat vor allem ökonomisch­e Gründe. Mag sein, dass sich Horst Seehofer nun aufhalten lässt. Menschen auf der Flucht tun es bestimmt nicht.

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