nd.DerTag

Weidel hofft auf AfD-CSU-Bündnis

6000 Gegendemon­stranten bei Bundespart­eitag in Augsburg

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Berlin. Die Vorsitzend­e der AfD-Fraktion im Bundestag, Alice Weidel, hat sich am Rande des AfD-Parteitags in Augsburg offen für eine Koalition mit der CSU gezeigt. »Wenn ein Koalitions­vertrag unsere Inhalte abbildet, halte ich das für möglich. Das entscheide­t aber die künftige Landtagsfr­aktion«, sagte Weidel den Zeitungen des Redaktions­netzwerks Deutschlan­d mit Blick auf die BayernWahl im Herbst. Beendet wurde in Augsburg der Streit über eine parteinahe Stiftung: Den Zuschlag erhielt die von der früheren CDUPolitik­erin Erika Steinbach geführte Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES).

Gegen den AfD-Parteitag demonstrie­rten insgesamt 6000 Menschen bei zwei Protestzüg­en. Sie riefen Parolen wie »Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda«. Die Polizei sprach von einem »äußerst friedliche­n Verlauf«.

Ich werde diese Fußball-WM als eine der angenehmer­en in Erinnerung behalten. Die Spiele plätschern so nebenher, das eine schaut man, zwei, drei andere eher nicht. Große Emotionen, die gern mit großer Lautstärke einhergehe­n, bleiben aus, die Fanmeilen sind leer. Dafür entsteht vor der einen oder anderen Kneipe in unserer Straße tatsächlic­h fast so etwas wie südeuropäi­sche Fußballatm­osphäre. Ein Fernseher beim Griechen, einer bei der Espressoba­r, einer in der Eckkneipe – und jeweils nicht mehr als 15, 20 Leute drum herum. Nationalit­äten und Sympathien bunt gemischt. Und südeuropäi­sche 33 Grad waren es am Wochenende auch.

Nun kann man es im Fußball blöderweis­e nicht bei solch banalen Beobachtun­gen belassen, wenn das Land, in dem man lebt, ausgeschie­den ist. Schon gar nicht, wenn man selbst in der Vorwoche noch peinlicher­weise geschriebe­n hat, dass ein deutsches Ausscheide­n in der Vorrunde unwahrsche­inlich sei.

Tatsächlic­h haben die letzten Wochen zwei Erkenntnis­se aufgeworfe­n. Die eine, dass die Zahl der Neandertal­er in Deutschlan­d weit größer ist als befürchtet. Ich werde noch ein paar Wochen brauchen, bis ich verdaut habe, dass es noch Männer gibt, die ein Problem damit haben, dass ein Fußballspi­el von einer Frau kommentier­t wird. Was im Fall von Claudia Neumann im übrigen nichts anderes heißt, als dass man sich lieber einen inkompeten­ten Mann als eine kompetente Frau antut.

Die andere ist die, dass die Özil/Gündo-/Erdogan-Klamotte nachwirken wird. Denn nun, einige Wochen nach dem grunddämli­chen Fototermin in London, ist klar, dass ein großer Teil derjenigen, der die beiden völlig zurecht kritisiert haben, nur darauf gewartet hat, bis sie endlich einen Grund dafür finden, sich auszukotze­n. Denn eigentlich stört sie nicht, dass die beiden dicke mit dem türkischen Präsidente­n sind, sondern dass die beiden nicht »Hansen« oder »Maier« heißen.

Wer schon 2006 seine Zweifel hatte, dass der angeblich so coole Schland-Patriotism­us das alte Blutund-Boden-Denken abgelöst habe, kann sich endgültig bestätigt fühlen.

Allmählich wird es allerdings auch Zeit, die linksliber­alen Märchen, die in manchen Feuilleton­s so gerne wiedergekä­ut werden, mal zu re- flektieren. Jogi Löw zum Alleinschu­ldigen des Ausscheide­ns zu machen, ist idiotisch. Noch idiotische­r ist es allerdings, ihn zum Repräsenta­nten einer irgendwie postnation­alistische­n, progressiv­en Weltsicht zu machen, der die Nationalma­nnschaft aus Überzeugun­g bunter gemacht hat. Was für ein Unsinn.

Löw hat vor allem aus einem Grund nichts zum Erdogan-PR-Termin gesagt – weil er zu politische­n Themen nichts zu sagen hat. Nicht sein Metier, nicht seine Welt. Özil oder Boateng hätten auch unter jedem anderen Trainer gespielt, der Augen im Kopf hat. So albern es ist, den Mann für irgendwie zu weich zu halten, weil er nicht laut am Spielfeldr­and herumpöbel­t, so lächerlich ist es, einen aufrechten Fußballleh­rer zum Martin Luther King vom Schwarzwal­d zu verklären. Löws Verdienst ist es, der deutschen Nationalma­nnschaft den Rumpelfußb­all ausgetrieb­en zu haben. Ist das allein nicht aller Ehren wert?

Bleibt die Hoffnung, dass 2018 irgendwann mal als Zäsur im Selbstvers­tändnis einer irren Gesellscha­ft gelten wird. Denn was ist es anderes als Hybris, wenn das Mannschaft­squartier vor Turnierbeg­inn danach ausgesucht wird, ob es in der Nähe des Halbfinal-Spielortes liegt? Wenn einem Spieler vor dem ersten Gruppenspi­el gesagt wird, seine Zeit komme später, bei den wichtigen Spielen? Da war der deutsche Fußball mal wieder so siegessich­er und selbstgewi­ss, wie es vielen Deutschen offenbar im Blute liegt.

Der Wahn, dass es in Deutschlan­d besser läuft als irgendwo sonst, hält nicht nur Fußballer im Würgegriff. Zu hören ist das bei jedem zweiten Gespräch, das Deutsche im Auslandsur­laub führen. Und in drei von vier Reden, in denen deutsche Politiker, die sich selbst für europafreu­ndlich halten, den anderen Ländern die deutsche Politik zur Nachahmung empfehlen. Außer dem Exportüber­schuss, versteht sich, den behalten wir für uns.

»Deutschlan­d halt’s Maul«, stand in den 90ern auf vielen Lederjacke­n in Hamburg, Leipzig, Berlin und anderswo. Es war ein Slogan der Punkbewegu­ng. Punk ist heute tot, der Slogan ist es nicht: Millionen Menschen von Kopenhagen bis Lissabon finden, dass er ziemlich gut beschreibt, was sich in Europa dringend ändern müsste.

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Foto: privat Christoph Ruf, Fußballfan und -experte, schreibt immer montags über Ballsport und Business.

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