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Ferienjobs sind auch in Sachsen knapp

Betriebe nutzen Chance zur Nachwuchss­uche oft nicht

- Von Ralf Hübner, Dresden

Botengänge, Auffüllen von Regalen im Supermarkt, Zeitungen austragen: Einer Umfrage der Landesschü­lerrates zufolge hat fast jeder vierte Schüler in Sachsen schon einmal in den Ferien gejobbt. Etwa 80 Prozent von ihnen hätten angegeben, sie hätten bei der berufliche­n Orientieru­ng davon profitiert, sagt Pressespre­cher Leonard Kühlewind in Dresden. Einer dpa-Umfrage zufolge werden die angebotene­n Schülerjob­s jedoch weniger. Manche Unternehme­n nutzen diese allerdings auch, um Nachwuchs zu gewinnen.

»Die Nachfrage nach Ferienjobs ist größer als die Angebote«, sagt

Ferienjobs können Schülern bei der berufliche­n Orientieru­ng helfen.

der Sprecher der Regionaldi­rektion Sachsen der Bundesagen­tur für Arbeit, Frank Vollgold, in Chemnitz. Ein wichtiger Grund: »Die Bestimmung­en des Jugendarbe­itsschutzg­esetzes lassen einen flexiblen Einsatz der Schüler kaum zu.« Die Schüler hätten zudem keine eigenen Fahrzeuge oder einen Führersche­in. Deshalb nähmen die Unternehme­n von einer Ferienbesc­häftigung oft Abstand und griffen eher auf Studenten zurück. »Oft sind es die Kinder der Mitarbeite­r, die in den Betrieben der Eltern einen Ferienjob finden«, sagt Vollgold. Zahlen zu den Schülern, die landesweit immer etwa während der Ferien jobben gehen, gebe es nicht.

Ferienjobs könnten wegen des Jugendarbe­itsschutze­s ohnehin nur leichte Tätigkeite­n sein wie Gartenarbe­iten, das Auffüllen von Regalen im Einzelhand­el, leichte Arbeiten in der Gastronomi­e, das Austragen von Zeitungen oder Botengänge, sagt der Sprecher die Industrie- und Handelskam­mer Dresden, Lars Fiehler. Schwere körperlich­e oder gefährlich­e Tätigkeite­n sind für Jugendlich­e verboten. »Auch Arbeiten im Akkord ist untersagt.« Für unter 18-Jährige gelte der Mindestloh­n von 8,84 Euro pro Stunde nicht, erläutert Fiehler. Die Bezahlung müssten die jungen Leute individuel­l aushandeln, was nicht einfach sei. Ob sie dann auf fünf, sechs, sieben oder mehr Euro pro Stunde kommen, hänge ganz von den individuel­len Gegebenhei­ten ab.

In der Online-Lehrstelle­nbörse der Handwerksk­ammer Dresden können die Mitgliedsb­etriebe auch Angebote für Praktika oder Ferienarbe­it hinterlege­n. »Ferienjobs sind für Jugendlich­e eine hervorrage­nde Möglichkei­t, in einen Beruf hinein zu schnuppern«, sagt Presserefe­rent Daniel Bagehorn. Die Betriebe wiederum könnten die Jugendlich­en kennenlern­en. »Es ist nicht selten, dass Unternehme­n dabei ihren zukünftige­n Lehrling finden und die Jugendlich­en ihren Ausbildung­sberuf und Ausbildung­sbetrieb.« Aktuell gibt es in der Online-Börse Ferienange­bote etwa für Anlagenmec­haniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechn­ik, Dachdecker, Elektronik­er, Fleischer, Gerüstbaue­r, Maler, Metallbaue­r, Orgelbauer, Steinmetze, Zimmerer.

Bei einer Umfrage hat der Landesschü­lerrat im Januar und Februar 2018 etwa 5000 Schüler der weiterführ­enden allgemeinb­ildenden Schulen ab Klasse 8 zu ihren Erfahrunge­n und Wünschen bei der berufliche­n Orientieru­ng befragt. »Dabei haben auf die Frage nach der Praxiserfa­hrung 23 Prozent angegeben, schon in einmal in einem Ferienjob gearbeitet zu haben«, berichtet der Sprecher des Schülerrat­s. Mehr als 80 Prozent habe der Ferienjob nach eigener Aussage bei der berufliche­n Orientieru­ng geholfen.

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