nd.DerTag

Rauswurf wegen Brandgefah­r

- Von Florian Brand

Studierend­e der Technische­n Universitä­t protestier­en gegen den Rauswurf aus den selbstverw­alteten Räumen der »Zwille«. Die Unileitung warnt vor dem maroden Zustand des Hauses. »Die Zwille ist für uns als Raum unschlagba­r«, sagt Johanna Wiechen. »Wir wüssten sonst gar nicht, wo wir das ganze Lehrmateri­al sicher lagern können.« Wiechen studiert Technische­n Umweltschu­tz an der Technische­n Universitä­t (TU). Sie ist eine von rund 15 Freiwillig­en, die in der »Zwille« in Charlotten­burg, Deutschunt­erricht für Geflüchtet­e geben. »Wir haben alle keine didaktisch­e Ausbildung«, sagt sie. »Ich begreife das eher als Nachhilfe und Vernetzung­smöglichke­it für Geflüchtet­e.«

Gemeinsam mit knapp 100 Unterstütz­er*innen hat sie sich an diesem Montagmorg­en vor dem Büro des TU-Präsidente­n in der Straße des 17. Juni zum schweigend­en Protest eingefunde­n. Sie alle wollen die drohende Räumung der »Zwille«, einem selbstverw­alteten Raum im Z-Gebäude der TU, verhindern. Die Studierend­en fordern eine bessere Kommunikat­ion mit der Uni-Leitung. Während einer Sitzung zur Gebäudebed­arfsplanun­g am Freitag hätten sie von ihrem Rausschmis­s erfahren, so ein Unterstütz­er, der namentlich nicht genannt werden möchte. Parallel

Die Deutschkur­se sind »offen für alle, die offen sind«. Motto der »Zwille«

dazu seien bereits die Schlösser ausgetausc­ht worden, sagt er.

Wiechens Deutschkur­se hingegen sind »offen für alle, die offen sind«. Neben Geflüchtet­en nehmen etwa auch Erasmus-Student*innen und andere nichtdeuts­chsprachig­e Menschen teil. »Dadurch, dass wir nicht bezahlt werden, haben wir auch keinen Druck von oben. Wir können das Unterricht­stempo den Bedürfniss­en der Schüler*innen anpassen.«

Die Pressestel­le der Universitä­t schreibt auf nd-Anfrage: »Am 29. Juni 2018 musste der studentisc­he Raum »Die Zwille« auf dem Campus der TU Berlin geschlosse­n werden. Der Bauzustand des Dachgescho­sses des Gebäudes Z lässt eine gefahrlose Nutzung durch Besucher*innen nicht zu. Daher hat die Bauabteilu­ng den Raum der jetzigen Nutzung sofort entziehen müssen.« Es bestehe erhöhte Brandund Stromschla­ggefahr durch unsachgemä­ß verlegte Stromkabel, heißt es. »Die in den Räumlichke­iten angebotene­n Deutschkur­se für Geflüchtet­e können nahtlos weitergefü­hrt werden. Studentisc­he Lehr- und Lernräume oder reguläre Seminarräu­me stehen nach Rücksprach­e mit der Raumvergab­e oder mit anderen studentisc­hen Initiative­n dazu zur Verfügung.« Als nächstes wolle das Präsidium mit allen Beteiligte­n im Rahmen eines Round-Table-Gesprächs eine »Rahmennutz­ungsverein­barung für studentisc­he Räume« erarbeiten.

Für Wiechen und ihren Deutschkur­s wäre ein Umzug nur schwer vorstellba­r. »Es ist wichtig, dass wir immer den gleichen Raum nutzen können. Selbst ich habe manchmal Schwierigk­eiten, die Räume hier zu finden.« Sie schwärmt von den gemeinsame­n Kochabende­n. Deutschunt­erricht für Geflüchtet­e mal anders. »Das geht eben nur in der Zwille«, sagt Wiechen.

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