Das Kreuz mit dem Gral
In München liefert Georg Baselitz den optischen Rahmen für einen neuen »Parsifal« der musikalischen Spitzenklasse
Ob das so gemeint war? Das Kreuz der Christen soll ja in allen Institutionen, die der Bayerischen Staatsregierung lieb und teuer sind, sichtbar platziert werden. Also auch auf der Bühne der Münchner Staatsoper? Ganz so »treu im Glauben« sind sie im katholischen München jedoch nicht. Es liegt am Stück. Wagners »Parsifal« galt dem Meister aus dem protestantischen Leipzig als »Bühnenweihfestspiel«. Und da passt das natürlich. Das recht zierliche Kreuz, das Jonas Kaufmann als strahlender Sänger der Titelpartie in Rampennähe aufgestellt hat, geht außerdem fast unter. Denn für die Ausstattung des neuen »Parsifal«, mit dem in München die Opernfestspiele eröffnet wurden (einen Monat jeden
Im Graben dirigierte der russische Wunderknabe Kirill Petrenko seinen ersten »Parsifal«. Er wird bejubelt von den Münchnern, die ihn bald an die Berliner Philharmoniker abtreten müssen.
Abend Oper vom Feinsten!), war der Malerstar Georg Baselitz verantwortlich. Und der liebt es ja eher grob. Skizzierend. Vor allem auf dem Kopf stehend. Ganz gleich, ob uniformierte Helden mit Kriegerränzlein. Oder verkohlte Wälder. Oder vom Leben gezeichnete Körper.
Der Chef der Bayerischen Staatsoper Nikolaus Bachler hat viel übrig für die bildenden Künste. Das merkt man dem öffentlichen Auftritt seines Hauses an. Dass hier einer der Malerfürsten als Ausstatter infrage kommt, war geradezu überfällig. In der Lindenoper war es vor Kurzem Markus Lüpertz, in Bayreuth wird es nächstens Neo Rauch (als Lohengrin-Bühnenbildner) sein. Und jetzt in München ist es eben Baselitz, der die ganz große Bühne für seinen Auftritt bekommt. Denn das ist es vor allem. Ein Wald für die Ritter, der im dritten Aufzug natürlich auf dem Kopf steht, wie es bei ihm zum Markenzeichen geworden ist.
Im zweiten Akt ein Ausweichen auf (bzw. für die Sänger vor) einen Zwischenvorhang und eine XL-Mauerleinwand mit metaphorischem Riss.
Nächste Aufführungen: 5., 6., 8., 9., 11., 14. und 16. Juli