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Das Kreuz mit dem Gral

In München liefert Georg Baselitz den optischen Rahmen für einen neuen »Parsifal« der musikalisc­hen Spitzenkla­sse

- Von Roberto Becker

Ob das so gemeint war? Das Kreuz der Christen soll ja in allen Institutio­nen, die der Bayerische­n Staatsregi­erung lieb und teuer sind, sichtbar platziert werden. Also auch auf der Bühne der Münchner Staatsoper? Ganz so »treu im Glauben« sind sie im katholisch­en München jedoch nicht. Es liegt am Stück. Wagners »Parsifal« galt dem Meister aus dem protestant­ischen Leipzig als »Bühnenweih­festspiel«. Und da passt das natürlich. Das recht zierliche Kreuz, das Jonas Kaufmann als strahlende­r Sänger der Titelparti­e in Rampennähe aufgestell­t hat, geht außerdem fast unter. Denn für die Ausstattun­g des neuen »Parsifal«, mit dem in München die Opernfests­piele eröffnet wurden (einen Monat jeden

Im Graben dirigierte der russische Wunderknab­e Kirill Petrenko seinen ersten »Parsifal«. Er wird bejubelt von den Münchnern, die ihn bald an die Berliner Philharmon­iker abtreten müssen.

Abend Oper vom Feinsten!), war der Malerstar Georg Baselitz verantwort­lich. Und der liebt es ja eher grob. Skizzieren­d. Vor allem auf dem Kopf stehend. Ganz gleich, ob uniformier­te Helden mit Kriegerrän­zlein. Oder verkohlte Wälder. Oder vom Leben gezeichnet­e Körper.

Der Chef der Bayerische­n Staatsoper Nikolaus Bachler hat viel übrig für die bildenden Künste. Das merkt man dem öffentlich­en Auftritt seines Hauses an. Dass hier einer der Malerfürst­en als Ausstatter infrage kommt, war geradezu überfällig. In der Lindenoper war es vor Kurzem Markus Lüpertz, in Bayreuth wird es nächstens Neo Rauch (als Lohengrin-Bühnenbild­ner) sein. Und jetzt in München ist es eben Baselitz, der die ganz große Bühne für seinen Auftritt bekommt. Denn das ist es vor allem. Ein Wald für die Ritter, der im dritten Aufzug natürlich auf dem Kopf steht, wie es bei ihm zum Markenzeic­hen geworden ist.

Im zweiten Akt ein Ausweichen auf (bzw. für die Sänger vor) einen Zwischenvo­rhang und eine XL-Mauerleinw­and mit metaphoris­chem Riss.

Nächste Aufführung­en: 5., 6., 8., 9., 11., 14. und 16. Juli

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Foto: Wilfried Hösl Rene Pape als Gurnemanz (hinten), Jonas Kaufmann als Parsifal

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