Der Autor
Er gilt als Nestor der europapolitischen Wissenschaften in der DDR: Prof. Dr. Wilhelm Ersil. Seine Bücher zur Außenpolitik der BRD, zu den Ost-West-Beziehungen und seine umfassende Monografie »Westeuropa – Politische und militärische Integration« waren Standardwerke für alle, die sich in Vorwendezeiten mit internationalen Beziehungen, ob wirtschaftliche oder politische, beschäftigten.
Nach frühzeitiger Promotion war Wilhelm Ersil als Wissenschaftler, Abteilungsleiter und Dozent am Institut für Internationale Beziehungen an der Akademie für Staat und Recht in Potsdam-Babelsberg tätig – und setzte dort manche Neuerung um. Dass beispielsweise Studenten in »seinem« Bereich Westeuropa/Japan mit am Tisch saßen und über ihre Arbeiten referierten, war (und ist wohl noch immer) in der Wissenschaftslandschaft ungewöhnlich. Ebenso, dass Diplom-Konsultationen abends am Esstisch in seinem Wohnzimmer stattfanden – und seine Frau ihm immer dann einen strafenden Blick zuwarf, wenn er wieder einmal vergessen hatte, den Studenten einen Kaffee anzubieten.
In den frühen 1990er Jahren war Prof. Ersil maßgeblich an der Gründung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg beteiligt und prägte deren außen- und deutschlandpolitische Schwerpunktsetzung maßgeblich. Noch heute ist er wissenschaftlich aktiv, unter anderem als Publizist und im Wissenschaftlichen Beirat des außenpolitischen Magazins »WeltTrends«, dem wir diesen Text entnahmen.
Am Mittwoch wird Wilhelm Ersil 90 Jahre alt. Auch das »nd«, in dem er Interviewpartner und Autor war, gratuliert.