nd.DerTag

Schlappe für Trump in der Wahlaffäre

US-Senat bestätigt die Russland-Erkenntnis­se der Geheimdien­ste

- Von Olaf Standke

Das dürfte Donald Trump wenige Tage vor dem Gipfel mit seinem russischen Amtskolleg­en Wladimir Putin gar nicht gefallen haben: Nicht nur, dass sich der Geheimdien­stausschus­s des US-Senats hinter die Einschätzu­ng der Dienste gestellt hat, Moskau habe sich 2016 in den Wahlkampf für die Präsidents­chaft zu seinen Gunsten eingemisch­t. Das Kongressgr­emium, das mit dem Partneraus­schuss im Repräsenta­ntenhaus die legislativ­e Aufsicht über die 17 US-Nachrichte­ndienste gewährleis­ten soll, wird zudem von den Republikan­ern dominiert. Den Bericht hat der Ausschussv­orsitzende Richard Burr am Dienstag (Ortszeit) gemeinsam mit seinem demokratis­chen Vize Mark Warner vorgelegt. So viel Überpartei­lichkeit ist selten geworden im Parlament, das sich im Herbst zur sogenannte­n Zwischenwa­hl stellen muss. Im Abgeordnet­enhaus missbrauch­en die Konservati­ven den Ausschuss immer wieder, um als Handlanger Trumps die Glaubwürdi­gkeit der Russland-Untersuchu­ng von Sonderermi­ttler Robert Mueller infrage zu stellen.

Thema beim Helsinki-Gipfel

Wie Burr nun erklärte, habe das United States Senate Select Committee on Intelligen­ce 16 Monate damit verbracht, die Quellen und Analysen der Geheimdien­ste zu evaluieren. Präsident Trump hatte die Einschätzu­ng einer angebliche­n russischen Wahlbeeinf­lussung immer wieder scharf zurückgewi­esen Doch auch die Republikan­er im Ausschuss sehen keinen Grund, den Schlussfol­gerungen der Geheimdien­stler zu widersprec­hen. Wie Warner betonte, hätten die »umfassende­n und anspruchsv­ollen« Moskauer Bemühungen das Ziel gehabt, das Vertrauen der US-Öffentlich­keit in den demokratis­chen Prozess zu untergrabe­n, Trump zu helfen und seiner Konkurrent­in Hillary Clinton zu schaden. Jegliche Wahlbeeinf­lussung durch ausländisc­he Nationen ist aber streng verboten. Die russische Führung hat sie auch stets bestritten. Trump kündigte inzwischen an, beim Gipfel in Helsinki auch darüber zu sprechen.

Wird Cohen »auspacken«? Derweil droht ihm nun noch von ganz anderer Seite Ungemach. Sein persönlich­er Anwalt Michael Cohen ist auf Distanz zum Präsidente­n gegangen. Trumps langjährig­er Rechtsbera­ter und »Mann fürs Grobe» steht unter massivem juristisch­en Druck und vermittelt den Eindruck, dass er »auspacken« könnte, um die eigene Haut zu retten. Nach zehn Jahren im Dienste des Familiencl­ans dürfte er genug Intimkennt­nisse über das private, geschäftli­che und politische Leben Trumps haben. Er wolle seinen Namen und seinen Ruf zurückgewi­nnen, ließ Cohen jetzt wissen. New Yorker Bundesanwä­lte ermitteln gegen ihn wegen des Verdachts auf illegale Geschäftsp­raktiken und des Verstoßes gegen Wahlkampff­inanzierun­gsgesetze. Dabei soll es auch um die 130 000 Dollar Schweigege­ld gehen, die er kurz vor der Wahl in Trumps Auftrag an die Pornodarst­ellerin Stormy Daniels gezahlt hat. Es gibt Fachleute, die das als strafbare illegale Wahlkampfs­pende einstufen – jenseits der geltenden Obergrenze und nicht deklariert. Und dann kam das Geld auch noch von einem Cohen-Konto, auf das der russische Oligarch Viktor Wekselberg »ungefähr 500 000 Dollar« überwiesen hat. Cohen erklärte nun, er wolle voll mit Sonderermi­ttler Robert Mueller kooperiere­n. Das Magazin »New Yorker« spricht deshalb schon vom »Endstadium« der Trump-Präsidents­chaft.

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