nd.DerTag

Geldnötigu­ng

- Parteienfi­nanzierung spiegelt die Gesellscha­ft, meint Uwe Kalbe

Es tut gut zu wissen, dass die Opposition­sparteien im Bundestag sich dem Griff in die Kassen verweigern, mit dem die Regierungs­parteien ihr Budget aufbessern wollen. Ob dank Charakterg­röße oder Gewinnabsi­cht, nämlich Profit beim Wähler, ist vorerst egal. Am Ende werden sie sich dem Geld nicht verweigern, wenn sie am Bundesverf­assungsger­icht scheitern. Und wenn sie gewinnen, verlieren sie nichts.

Konzerne, die an Parteien spenden, hegen Gewinnerwa­rtungen. Parteien erfüllen sie seit Jahren, indem sie über die Armut der Verlierer wachen. Die Parteienfi­nanzierung ist ein Ungerechti­gkeitsmode­ll, ein Spiegel der Gesellscha­ft. Es geht auch hier eine Schere schroff auseinande­r: Bei immer weniger Wählerzusp­ruch generieren Parteien immer mehr Einkünfte. Wirtschaft­snähe garantiert das beste Polster. Und wer reich ist, wird reicher, denn die Staatszuwe­ndung bemisst sich auch aus sonstigen Einnahmen der Parteien. Was Blüten hervorbrin­gen kann: Die Partei »Die Partei« animierte es dazu, 100-Euro-Scheine für 80 Euro zu verkaufen, weil die 80 Euro reichten, um immer noch Gewinn zu machen. Realsatire!

Das Ganze erinnert an ein Spielkasin­o. Ist es aber nicht, weil in einem Spielkasin­o zwar mit dem Einsatz die Gewinnchan­cen steigen, aber auch die Verlustris­iken. Die Parteienfi­nanzierung ist dagegen eine ganz sichere Sache. Wenn das Geld trotzdem knapp wird, bleibt immer noch ein Gesetz. Parteien, die sich dem zu entziehen suchen, riskieren außer Geldnot freilich auch neugierige Erwartunge­n der Wähler.

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