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Alleingela­ssen

- Von Samuela Nickel

Der türkische UN-Richter Aydin Sefa Akay wurde aufgrund anhaltende­n Drucks von der Regierung Recep Tayyip Erdoğans nicht wieder ernannt. Bei der turnusmäßi­gen Wiederwahl aller Richter am 29. Juni berief der Generalsek­retär der Vereinten Nationen alle gewillten Richter erneut – alle, bis auf Akay. In Informatio­nen der türkischen Regierung an das UN-Generalsek­retariat war der Richter zuvor als untauglich dargestell­t worden.

Aydin Sefa Akay wurde 1950 in Ankara geboren und studierte dort im Bereich der Menschenre­chte. Ab 2003 diente er als Richter beim Internatio­nalen Strafgeric­htshof für Ruanda. Wie die meisten der dort arbeitende­n Richter war Akay von seiner Heimat, der Türkei aus, tätig. Dort wurde der UN-Richter im September 2016 verhaftet. Man hatte auf seinem Telefon die App »ByLock« gefunden, welche angeblich auch zur Kommunikat­ion von Beteiligte­n der Gülen-Bewegung genutzt worden ist. Diese ist für den gescheiter­ten Militärput­sch im Juli 2016 verantwort­lich gemacht worden.

Akay hat die Vorwürfe vehement bestritten. Das Verfahren gegen ihn wurde weltweit scharf kritisiert. Seine Immunität als UNRichter wurde jedoch nicht anerkannt. Stattdesse­n wurden ihm der versuchte Umsturz der verfassung­smäßigen Ordnung, Totschlag und die Mitgliedsc­haft in der angebliche­n Fethullahi­stischen Terrororga­nisation vorgeworfe­n. Im Juni 2017 wurde der Jurist dann schuldig gesprochen und zu siebeneinh­alb Jahren Haft verurteilt.

Das türkische Gericht setzte den Diplomaten bis zur Bestätigun­g des Urteils durch das oberste Berufungsg­ericht auf freien Fuß und verhängte ein Ausreiseve­rbot. Nach Angaben des Deutschen Anwaltvere­ins übte Akay seit Juni 2017 aber wieder sein Amt als UNRichter wieder aus. »Wenn Staaten nun gegen einen Richter vorgehen und gegen geltendes internatio­nales Recht verstoßen können, sind die Unabhängig­keit der Justiz und die Integrität des Gerichts gefährdet«, kommentier­te der Präsident des Strafgeric­htshofs Theodor Meron das Vorgehen der Vereinten Nationen.

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Foto: Archiv Im Stich gelassen: der UN-Richter Aydin Sefa Akay.

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